Gustav
Mahlers Symphonien erleben zur Zeit eine wahre Hochkonjunktur: Die Wiener
Philharmoniker allein werden in der kommenden Spielzeit fünf von ihnen -
die Erste sogar unter zwei verschiedenen Dirigenten - spielen, Linz hat die
Achte an die Spitze seines Brucknerfestes gesetzt. Und auch das Wiener Konzerthaus
sicherte sich mit Mahlers 3. Symphonie den festlichen Auftakt seiner neuen
Saison.
Die
Absage von Franz Welser-Möst hatte den Abend mit dem Orchester der Zürcher
Oper möglicherweise seines zusätzlichen, sensationellen Charakters entkleidet.
Aber in der exzellenten Klangqualität und Spielkultur des Ensembles meinte
man doch die Spuren von Welser-Mösts neunjährigem Wirken als Chefdirigent
zu erkennen: Allem voran in den phänomenalen, ebenso klangsatten wie nachtwandlerisch
sicheren Hörnern, aber auch im markanten schweren Blech, den präzise artikulierenden
Holzbläsern, den disziplinierten Streichern, den blitzsauber gestimmten Paukern.
Eine gute Basis für die Arbeit von Einspringer
Iván Fischer! Zur selben Zeit, da sein Bruder Adam in Eisenstadt mit Haydn
brillierte, konnte er zum Abschluss einer Vier-Städte-Tournee (Zürich, Verona,
Montreux) auch in Wien mit seiner klar disponierten, transparent durchgearbeiteten
Wiedergabe von Mahlers Riesenwerk reüssieren. Seine ruhige, klare Zeichengebung
ermöglichte dem Orchester die Ausschöpfung aller Ressourcen, so auch im ehernen
Posaunensolo des ersten, im berührenden Posthornsolo des dritten Satzes.
Und ebenso wohl fühlten sich die Damen der Singakademie und der wohlstudierte
Knabenchor Bratislava im Engelschor.
Vielleicht könnte man sich die Tempi der Binnensätze
etwas weniger bedächtig, das Finale natürlicher strömend, minder stockend
und vorwärtstastend denken. Beim Alt-Solo von Cornelia Kallisch vermisste
man ein wenig sinnliche Wärme. Aber wie übersichtlich Fischer den kompliziert
gebauten Stirnsatz gliederte, wie sicher er die finale Apotheose steigerte,
das allein schon fixierte die positive Bilanz des Abends. ghjk
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