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ARLECCHINO |
Vor dem Vorhang Arlecchino Ein Schauspiel ist's für Kinder nicht, noch Götter, es wendet sich an menschlichen Verstand; deute es drum nicht völlig à la lettre, nur scheinbar liegt der Sinn offen zur Hand. Der Szenen-Horizont zeigt heitres Wetter, die Handlung spielt in heitren Wetters Land, sprichwörtlich abgefaßt, wie sie erschienen von alters her auf aller Länder Buhnen. Betrog'ner Ehemann, fremd dem eignen Lose, Rivalen, um ein zweites Weib in Streit; blutiger Zweikampf folgt, daran sich lose landläuf'ge Weisheit und Betrachtung reiht; ein grader Mann in buntgeflickter Hose greift hurtig-keck in die Begebenheit; so spiegelt sich die kleine Welt im kleinen, was lebend wahr, will nachgeahmt erscheinen. zum Kapellmeister Maestro? . . . 1. Satz Arlecchino als Schalk Einleitung, Szene und Liedchen Eine gewundene und bergige Straße in der oberen Stadt Bergamos; wo die Straße sich teilt, bildet sich einkleiner Platz. Es ist die Zeit des Sonnenuntergangs. Ser Matteo hat sich vor seiner Haustür eine ambulante Werkstatt eingerichtet. Er naht an einem Mantel und hat zugleich vor sich ei-nen Band Dante aufgeschlagen, aus welchem er, als Feinschmec-ker, eigenen Hauses, gerade über seinem Kopf, sieht man Arlecchi-no mit Ser Matteos schoner junger Frau verstohlen herausschauen. Matteo liest ernst. Heitert sich auf Gerät in Verzuckung. Seine Ausdrucksweise, im Gegensatz zu dem sichtlichen Entzucken, hat etwas Mattes und Klagliches. Matteo Es bleibt doch die schönste, die ergreifendste Stelle! «Questi, che mai da me non fia diviso, la bocca mi bacio tutto tremante; Arlecchino küßt die Frau des Schneiders. Galeotto fu'l libro e chi lo scrisse!...» (sich unterbrechend) Symbole! Symbole! Ach! Symbole! Unkeuschheit, du bist der wahre Galeotto, und endest in der Holle! Da! Da! Da! Er tippt mit dem Fingerauf das Buch. Arlecchino, am Fenster, hält sich den Mund, auf daß er nicht laut auflache. Bei diesen Worten denk ich - ich weiß nicht wie - an die Musik der Oper! O du, mein Mozart! «La bocca mi bacib tutto tremante» Hier mußten mir die Floten girren, die Gamben stöhnen... Er laßt, in Ekstase, die Arbeit fallen. Arlecchino Wie komm ich fort?! Das Tor ist zu, der Schneider hält den Schlussel. Anknüpfen ist leicht zuweilen, loskommen oft unmoglich, per Dio! Matteo «Questi, che mai da me non fia diviso, la bocca mi baciò tutto tremante...» Arlecchino Frauen brauchen Hintertüren, ein Mann hat seinen Degen, adio! Matteo Nun wird der Baß unbändig: «Galeotto fu'l libro.» Arlecchino springt aus dem Fenster, so daß er vor dem Schneider zu stehen kommt; klappt ihm das Buch zu. Arlecchino «Quel giorno piu non vi leggemmo avante!» Ausgelesen für heute, Ser Matteo! Matteo Mein Wort? Fallt ihr vom Himmel? Was stört ihr mich? Wer seid ihr? Arlecchino Ernstlich, Ser Matteo, indessen ihr den Dante in Musik setzet, rückt der Barbar vor die Tore, - bald ist er da und nimmt unsere Weiber. So ein Tudesker zieht im Handumdrehen seinen Spieß... Er zieht sein Holzschwert. Matteo ängstlich Ihr seid wohl selber einer! Arlecchino Ich bin der Erzengel Gabriel und töte den Drachen. Er packt den Schneider. Matteo Mörder! Arlecchino Merkt ihr denn nicht? Ich markiere den Feind. Hoch die Bibel und nieder mit dem Papstgesindel! Her mit deinem schönen Dolche! Er steckt die Schneiderschere zu sich in den Gürtel. Gebt acht, Ser Matteo, schon seh' ich Germanias Stierhörner über euerem Haupte sich winden. Die Fahne des Glaubens flattert! Er spießt den Mantel auf sein Holzschwert. Der Schneiderfällt um, der Hausschlüssel gleitet ihm aus der Tasche. Holla! die Schlüssel der Stadt. «E caddi, - como corpo morte cade.» Das endet den Gesang. Ich rat' euch, geht ins Haus, verschanzt euch! Die Barbaren... hört ihr nicht? Trapp, trapp, tschum, tschum, trapp, trapp, tschum, tschum, Blut, Pest und Schändung! Seht, ich mein' es gut! Matteo Ihr seid der Teufel. Arlecchino Geht, geht, ich schließ' euch auf; nein, keinen Widerstand, ich kann auch streng sein. Hinein mit euch! Er hat Matteo ins Haus geschoben, hinter ihm zugeschlossen, den Schlüssel eingesteckt. Nun hüllt er sich in den eroberfen Mantel. Eroberung! Kriegsbeute! Einen Gefangenen! Wetterwendisch ist das Schlachtenglück als wie der Hahn auf dem Turme. Drum im Sturme faß es beim Genick! blickt sich um, wirft eine Kußhand Sieh, da späht ein süßer Frauenblick, warte, Kind, bald bin ich dir zuruck als wie der Hahn, als wie der Hahn - im Abgehen La,la,la,la... Matteo verschließt die Fensterladen seines Hauses. La,la,la,la. Duett Es nahen, im Gespräch begriffen, der Abbate Cospicuo und der Dottore Bombasto. Abbate Und noch hab ich euch zu danken... Dottore Keinen Dank, keinen Dank! Abbate ...daß ihr mir durch eure Kunst viele Seelen (reichlich viele!) in den Himmel expedieret;... Dottore Und wo wollt ihr hinaus? Abbate ...nur daß ihr die Zeit karg bemesset, zur würdigen Vorbereitung solcher Fahrt. Dottore So, so, so, so! Wart ihr in euerem Handwerk nur halb so gut beschlagen wie ich in dem meinen, ihr säßet langst als Kardinal zu Rom; der Purpur, indessen, er glanzt nur auf euerem Antlitz; ihr neigt zu Kongestionen... Abbate Ungerecht sind die Guter auf Erden verteilt: ich weiß von Kardinälen, die verdienten, in eurer Behandlung zu stehn! Dottore Nun seid ihr gar sanguinisch, und bald seid ihr cholerisch, und überfüllt den Magen! Abbate Spart die Diagnose, beim Himmel! Für eure Tinkturen und Tränklein und Tropfen insgesamt gäb' ich nicht den Inhalt einer strohumflochtenen Flasche auf Hügeln der Toskana genossen! Toskana! das erfrischt und enwärmt, die Sonne bestrahlt die Opferhandlung; rings lacht die Landschaft, graue Turme warnen schweigend. Wie alt, und wie jung! Wie würdig, und wie heiter! Ich sage euch: In diesem Weine spür' ich die Anwesenheit des Herrn! Dottore Lehrt ihr doch selber, Gott sei uberall! Abbate Nein! Nur Weiber und Kapuziner schreien, daß Gott in jedem Katzenbuckel stecke! Oder denkt ihr, in euch ware Göttliches? Dottore Weiber und Kapuziner sind euer vornehmster Umgang... Abbate Ihr vergeßt die Arzte! Dottore Pah ! Abbate Die Frauen aber... Dottore Die Frauen, die Frauen, die Frauen! Abbate ...sie sind eine Zierde den Menschen... Dottore In jedem Weibe stecken sieben lange Teufel! Abbate ...und Süßigkeit in des Menschen Leben! Dottore Seht mir! Abbate Just hier hauset die schöne Frau des wackren Schneidermeisters, ein hellgrünes Bäumchen, das aus der Ritze eines berstigen Gemäuers s eine Zweiglein nach der Sonne strecket aus . Dottore Ich kenn's. Abbate ...doch seht! Dottore Was ist zu sehn?! was gibt's? Abbate Regungslos das Haus und verschlossen, wie ein Geheimnis. He, Ser Matteo!... Abbate, Dottore He, Ser Matteo, Matteo! Seid ihr tot? Noch ist's nicht Abend! Ser Matteo! Matteol Oh! Im Namen des Herrn! Matteo vorsichtig ein halbes Fenster öffnend Ihrs eid's, Monsignore? Abbate Ja! Matteo Und ihr, Dottore? Dottore Ja! Matteo Treibt euch leichtfertig auf offener Straße umher? Abbate Was fällt euch an meinem Wandeln Würdeloses auf? Dottore Möcht' ich erklärt haben... Terzett Matteo So wüßt ihr von Nichts? Abbate, Dottore Von was? Matteo Die Barbaren... die Barbaren umringen diese Stadt! Abbate, Dottore Die Barbaren?! Matteo In wen'gen Stunden, von allen Seiten walzen sie sich her!... Abbate, Dottore Ist's möglich?! Matteo Die Barbaren! Abbate, Dottore Die Barbaren?! Matteo Ja, ja, die Barbaren! Abbate, Dottore, Matteo Die Barbaren! Matteo Haben Hörner anstatt Ohren, Haar und Bart sind ungeschoren, und sie stehen vor den Toren. Abbate, Dottore, Matteo Vor den Toren! Matteo Ihre Sprache ist ein Gemäule, ihr Gesang ist ein Geheule, und ihr Blut ist ein Gefäule! Abbate, Dottore, Matteo Ein Gefäule! Matteo Mörder sind sie, Würger, Schlachter, Säufer, Ketzer, Höllenwächter, die schänden unsre Töchter! Abbate Oh! Rosina, Lucinda, Mariettina, Agnese, Beatrice, Concettina, Francesca, Vittorina, Virginia, Serafina, ihr, meine Töchter, was, was wird aus euch? Dottore Das gibt zu denken. Matteo Ja, das gibt zu denken. Abbate, Matteo, Dottore Also denken wir. Abbate Gott, eh'dem der Schlachten, heute der Barmherzigkeit, wird meine Töchter schützen. Erste sei des Mannes Pflicht, für andere sich aufzusparen. Matteo, Dottore Gut! Abbate, Dottore Indessen, ihr, SerMatteo, einTestamentaufsetzet,... Matteo Ein Testament? Abbate, Dottore ...begeben wir uns zu seiner Magnifizenz dem Herrn Bürgermeister. Matteo Ihr begebt euch zu dem Bürgermeister! Abbate, Dottore ...mit sicherer Nachricht kommen wir zurück und pflegen Rat usw. Matteo O kommt bald zuruck, o kommt bald! Ihr findet mich daheim. Abbate Behaltet klaren Kopf! Dottore Etwas Beruhigendes nehmt zu euch, ein Aderlaß wär' angezeigt. Matteo das Fensterzuschlagend Puh! Daß meine Frau noch ärgersich beklagte meines dürftigen Blu-tes! Abbate, Dottore Ha, ha, ha, ha! Abbate auf die Tur des Weinhauses deutend Was meint ihr? wie wär' es? Nur im Vorbeigehn. Dottore Ich begleit' euch. Abbate Vortrefflich. Schreiten wir so den Nationen mit dem sittlichen Beispiel der Brüderlichkeit voran denn! Sie treten in das Weinhaus. 2. Satz Arlecchino als Kriegsmann Marsch und Szene Arlecchino, mit Degen, Mantel und Reiterstiefeln, tritt, von zwei lächerlichen Sbirren gefolgt, in militärischer Haltung auf. Arlecchino Den Schlüssel ließ ich mir nachfertigen, so kann ich als ehrlicher Mann das Eigentum zurückerstatten. Suum cuique. Dem Schlüssel-loch sein Schlüssel. Matteo steckt den Kopf zum Fenster heraus. Matteo Die Barbaren! Arlecchino Mann! Matteo Ja? Arlecchino Bist du Ser Matteo del Sarto, vergattet und außer Diensten? Matteo Hm. . . Arlecchino Ja oder nein? Matteo In Gottes Namen. Arlecchino Ich bin Kriegskapitän und mit der Aushebung der Rekruten betraut. Du prangst auf meiner Liste, - bedanke dich für die Ehre! Was du an Pistolen, Flinten, Kanonen, Schwertern, Pferden, Mauleseln oder Elefanten besitzest, nimmst du mit. Drei Minuten Zeit, dein Haus zu bestellen. Und den Mund gehalten. Flink! Matteo «Ora incomincian le dolenti note.» Arlecchino (sich heftig gegen die Sbirren wendend) Glotzt nicht! Ich will das dicke Blut euch kreisen machen, platte Schildkröt', aufgespießte Heuschreck'. Du! Position! Kehrt. Erstürmt mir jenes Weinhaus, marsch! Die Sbirren rennen. Halt! Ließ' ich erst euch dort hinein, ihr kämet mir nie wieder an das Tageslicht, ihr Schlauche! Jetzt, ein geordneter Rückzug. Kehrt, marsch! Die Sbirren bewegen sich steif auf Arlecchino zu. Was ist ein Soldat? Etwas, das sich selbst aufgibt. Eine kenntliche Kleidung. Ein Hunderttausendstel. Der künstliche Mensch. Was ist das Recht? Was man anderen entreißen will. Was ist das Vaterland? Der Zank im eigenen Hause. Ihr seid Soldaten und kämpft für Recht und Vaterland. Merkt's euch! Die drei Minuten sind um... Matteo von innen Der Torschlüssel ist unauffindbar. Arlecchino EinTorschlüssel?... Den hast du beim Absperren von außen stecken lassen, du Nebelkopf. Vortreten! Er sperrt das Tor auf Ser Matteo erscheint in einer grotesken, im-provisierten Kriegsausrüstung. Matteo sorgfaltig sein Haus verschließend Ihr gestattet, daß ich meinen Dante mit mir nehme? Arlecchino Niemand soll sagen durfen, daß die Kultur im Kriege unterginge! Folge diesen Tapfern, wohin sie dich führen; dein Haus bleibt in mei-ner Bewachung, marsch! Matteo im Abgehen zwischen den Sbirren «Per me si va nella citta dolente; per me si va tra la perduta gente.» Arlecchino wieder unterwegs zum Tor Nun den Rest! Nur keine halbe Arbeit. Besser nichts beginnen, als etwas zur Hälfte aufgeben. versucht, es zu öffnen Der Schlüssel ist noch neu. Ein neuer Schlüssel, ein rostiger Schlüs-sel, sie arbeiten gleich schlecht. 3. Satz Arlecchino als Ehemann Szene und Arie Arlecchino Jetzt aber... Colombina tritt auf. Colombina Herr Kapitän, um Vergebung... Arlecchino abgewandt Madame!? Der Himmel soll gleich einstürzen, wenn das nicht die Stimme ist meiner Frau! Colombina Herr Kapitän, ein verlassenes Weib sucht euren Schutz. Arlecchino immer noch abgewandt Madame, was konnt' ich schützen, das ihr nicht selbst zu schützen wüßtet? Colombina Hört mich an... Er wendet sich plötzlich um. Sie erkennt ihn. Ach! da bist du wieder, du Ungeheuer, du Abenteurer, du Lügensack! Was vermummst du dich, was führst du jetzt im Schilde? Wo treibst du dich umher, seit Tagen, seit Nächten, die ich verweinte? Ich bin wohl ganz entstellt. Sie zieht Spiegel und Puderquaste aus ihrem Säckchen und frischt eilig ihr Gesicht auf. Arlecchino Scharmant, wie immer! Colombina Schweig! Jedem Mädchen läufst du nach, jede Schürze tut's dir an, jeder Rock fängt deinen Blick. Ach, und nicht genug! Du führst fortwährend Handel, foppst ehrenwerte Leute, Unfrieden stiftest du, treibst etlichen Betrug; ja, du betrügst, ja, du betrügst, immer, immer, und vor andren betrügst du mich! Arlecchino Die Treue, Madame, ist ein Laster, das meiner Ehrsamkeit nicht ansteht. Sie ist der Beinbruch nach dem ersten Schritt, das Unrecht, an dritten begangen, die Untreue gegen sich selber, ein moralischer Bankrott und das Ende der Liebe. Sie ist der Bogen, der nur einen Pfeile abschießt; das Schiff, das nur an einer Küste anlegt, die Sonne, die nur einen Stern bescheint. Ich stehe mit ihr auf schlechtem Fuße, doch sag' ich's und zeig' ich's auf offenem Markte. Darum fuhr' ich das beste Gewissen und schlafe einen Kinderschlaf... Kleine Arie Wie ist ihr Schlaf, Madame? Colombina Du redest abscheulich... Arlecchino Schönrederei ist von meinen vielen Unbegabtheiten eine! Colombina weislich einen anderen Ton anschlagend O, du bist so begabt, und bist so hübsch, und bist so klug, und bist so männlich; ja, jede Frau beneidet mich um dich, die Dummen! Doch wozu brauchst du sie? Sieh, lieber Arlecchino, ich kann dir alles sein, wenn du nur bei mir willst bleiben: Ich tanze, schlage Tamburin und singe, bereite schmackhaft deine Leibgerichte, und pflege dich, bestell' das Haus aufs schönste. Arlecchino! Arlecchino für sich Ein ehrlicher Zank, da stelle ich meinen Mann! .. Colombina sich ihm anschmiegend Arlecchino. Arlecchino Doch dies Gemiaule macht mich ungesund. O Colombina, siehst du jenen Stern? Betracht' ihn dir genau, betracht' ihn lange!... und wär' er ein Unheilskomet, ich durft' nicht eiliger mich davon retten! Während Colombina den Himmel angafft, läuft Arlecchino davon. Colombina Ja, Arlecchino... Sie wendet sich, und steht verdutzt. Fort! Entschlüpft! Puh! Männer sind feige. In diesem Hause wollt' er wohl ein Vogelnest ausheben, der Vogeldieb! was hing er sonst an der Tür? Ich will doch wissen. Sie klopft an Matteos Tur, ohne daß sich drinnen etwas regte. Inzwischen aber hört man eine süßliche Tenorstimme kommen. Szene für zwef, dann für drei Personen Stimme Leandros Mit dem Schwerte, mit der Laute, zieht des Wegs der Trovador. Stern ist ihm die Herzenstraute, da er ihr die Treue schwor. Heilig ist der Herzensschwur dem Troubadour. Sänger ist vom Denken frei, Ehre ist des Ritters Fleiß, Sangesritter hält die Treue, weil er es nicht anders weiß. Leandro tritt schwungvoll-perpendikulär auf und geht auf Colombina zu. Mit Federbarett, Schwert und Laute, nicht allzu schlank und nicht allzu jung, stellt er im ganzen den Typus des Operntenors älteren Schlages vor. O Colombina, nach dir hab' ich die Fühlhörner meiner Stimmebänder ausgestreckt. Sieh her! Der artesianische Brunnen meines Herzens spritzt zum Himmel und träufelt - fächerpalmig - auf die Beete deines Jugendgartens nieder, o Colombinal Colombina Ihr spottet einer Verlaßnen... Leandro Oh! verlassen! Colombina ...verlassen und betrogen! Leandro Oh, betrogen! Ha, ha, ha, hal So fordr' ich ihn, der dich betrog' an meines Degens schonungslose Spitze; er sterbe, er sterbe... Colombina Ha, ha, ha, ha! Leandro Er zieht das Schwert und schmettert opernhaft: Contro l'empio traditore la vendetta compierò; gioia mia, per il tuo amore, il malvagio truciderò, sì, sì, sì , sì, vendetta, vendetta, vendetta io compierò! Colombina Hüttet euch, den Mann zu schmähen, dem ich einzig angehört; ist mir Unrecht auch geschehen, war ich doch nicht seiner wert. Leandro Per il tuo amore il felon truciderò, büßen soll er sein Verschmähen, wenn ihn trifft mein gutes Schwert, vendetta, vendetta! Er verbeugt sich lächelnd vor dem Publikum. O Colombina, so soll heute diese Zunge als Sprachrohr meines wer-benden Busens tönen: Ich liebe dich, ich bin reich, ich kann dich schützenl Colombina Könnt' ich jemals einem Manne noch trauen! Leandro Ich schmücke dich mit den Juwelen meiner Ahnfraun; du wirst meine Ritterin, Donna Colombinal Colombina für sich Donna Colombina! Leandro Ein Vorsaal voller Diener, ein Marstall voller Hengste folgen den Winken ihrer frischgekrönten Herrin. Colombina Sollte das alles wahr sein? Leandro Ich schwör' es! Colombina Sollte das alles, alles wahr sein? Leandro Ich schwör' es! bei der steinernen Gruft meiner gemordeten Tantel Colombina Wüßt' ich nur, daß Arlecchino dies ärgern könnt'. Leandro O sprich! Colombina So wartet doch... Leandro |