Gespräch mit dem Züricher Operndirektor
Alexander Pereira

«Gute Kunst kann auch
gut verkauft werden»


[DIE ZEIT 15/2001]


Alexander Pereira, Operndirektor in Zürich, geht neue Wege, um sein Haus zu finanzieren. Er stellt fest: „Der Staat hat den Fehler gemacht, sich immer mehr über seine öffentlichen Aufgaben dem Bürger gegenüber als unverzichtbar profilieren zu wollen - ein falsches Signal für die Gesellschaft. Vor allem in der Kultur ist das sehr deutlich geworden. Heute müssen wir neue Geldquellen finden. Um das zu erreichen, müssen wir Solidarität zwischen Politik, Wirtschaft und Privaten herstellen. Diese Solidarität brauchen wir auch über die Kultur hinaus. So gesehen, ist das Opernhaus Zürich dafür ein kleines aber gutes Übungsfeld.“

Pereira zum Thema Sponsoring: „Ich habe in den 20 Jahren, in denen ich private Unterstützung suche, keinen einzigen Fall erlebt, wo ein Sponsor irgendeinen Einfluss auf mich gehabt hat... Man muss zunächst unabhängig von Sponsoren einen Spielplan machen, nur aus der künstlerischen Notwendigkeit, der Wahrheit zur Sache. Nachdem der gemacht ist, hängt man sich seinen Bauchladen mit den verschiedenen Projekten um. Dann übernimmt eben IBM diese und die Bank jene Produktion.“

Alexander Pereira zu Kostenersparnissen bei 15 neuen Stücken im Jahr: „Wir haben begonnen, Kostüme auswärts produzieren zu lassen. Eine Firma in Tschechien baut für uns Stahlkonstruktionen, die wir dann verfeinern. Die Idee ist: Das nötige Pop-Know-how behalten wir am Ort, die Basisarbeit geben wir nach außen. Auf diese Weise sinken die Kosten pro Produktion.“

„Eine wichtige Einnahmequelle ist für uns die Ausgabe von Aktien. Unsere Oper ist seit 1833 eine Aktiengesellschaft mit heute fast 2300 Aktionären. Die Aktionäre bekommen statt einer Dividende Probenbesuche und Einführungsveranstaltungen. Insgesamt haben wir zweimal das Kapital erhöht und damit fast 13 Millionen Schweizer Franken eingenommen. Der Kurs der Aktien - Entwürfe von Robert Wilson und Mario Botta – ist heute höher als der Ausgabekurs. Die Uraltaktien sind wahre Lieberhaberstücke.“