I quattro rusteghi |
KernÝKonzepte |
Vier altbackene Rohlinge Etwas
verstaubt ist sie schon, Ermanno Wolf- Ferraris Goldoni-Oper ´I
quattro rusteghiª,
welche das Opernhaus Z¸rich nach fast vierzig Jahren Pause in einer neuen
Inszenierung aus der Versenkung auf die grosse B¸hne holte. Dank Wortwitz,
dem k–stlichen venezianischen Dialekt, Karnevalsstimmung und einigen pikanten
musikalischen Einf”llen bietet sie immerhin pure Unterhaltung: Ðber den Kampf
der Geschlechter kann bekanntlich immer gelacht werden. Carlo Goldonis vier
Grobiane sind vier venezianische Macker - oder besser drei plus ein
Pantoffelheld.
Sie tyrannisieren Frau und Kinder, alle haben zu gehorchen. Doch treiben
es die Herren dann doch so arg, dass die Frauen unter der Leitung Felices
einen Aufstand veranstalten. Es gibt gewaltig Krach, die Grobiane geben klein
bei, und das St¸ck schliesst mit einer Hochzeit. Eine nette Kom–die also.
Aber die Dimension, die sie zu einer guten Kom–die machen w¸rde, hat sie
nicht. Man lacht und merkt: Die Sache l”sst einen dennoch kalt. Kein Falstaff,
kein Barbiere, kein Figaro. So verwundert es nicht, dass solche operettenhaften
Jahrhundertwende-St¸cke langsam, aber sicher von den Spielpl”nen der grossen
H”user verschwinden. Alfred Zimmerlin Murrende S”nger und
Instrumente Von Susanne K¸bler Ein
richtiger Mann singt Bass. Er verabscheut die weibliche Eitelkeit,
prognostiziert
Vergn¸gungssucht bei allem, was nicht Stricken und Schweigen ist und jammert
am liebsten mit seinesgleichen vergangenen Zeiten nach, in denen die Gattinnen
noch anst”ndig und die Kinder artig waren. Gleich vier solcher ´rusteghiª,
die in deutscher Ðbersetzung in der Regel zu Grobianen vergr–bert werden,
liess Carlo Goldoni einst antreten, um eine Tochter und einen Sohn zu
verheiraten.
Er stellte ihnen Frauen gegen¸ber, die erstens fanden, das Brautpaar solle
sich vor der Hochzeit zumindest einmal sehen, und zweitens genug hatten von
mausgrauen Kost¸men. Und mit diesen Typen inszenierte er eine Kom–die, die
den musikalischen Humor des deutsch-italienischen Komponisten Ermanno
Wolf-Ferrari
hervorkitzelte und ihm 1906 einen seiner gr–ssten Erfolge bescherte.
Lektion f¸r die
vier Grobiane Venezianisches
Ambiente schon bevor der erste Ton erklingt: Die handkolorierte Ansicht der
Lagunenstadt, ein Motiv des Malers Canaletto, f¸llt an der Rampe die ganze
B¸hne (Ausstattung: Luigi Perego). Drei Fl”chen der klassisch-stimmungsvollen
Illustration lassen sich von leichter Hand um die eigene Achse –ffnen. So
entstehen neue, kleinere R”ume, Spielpl”tze f¸r die einzelnen Szenen. F¸r
diese Umbauten sind stumme, Commedia-dell'Arte-Figuren zust”ndig, die auch
sonst zuweilen kleine Szenen ins Geschehen einwerfen oder auch nur
mal vor¸berhuschen.
Eine wortw–rtliche leichtf¸ssige, h¸bsche Idee. HANS ULI VON ERLACH Gondelfahrt in den Ehehafen HERBERT BÐTTIKER Ein bisschen Pfeffer, eine Prise Salz ElisabethFeller In
der Tat: Will man jetzt den Gemeinsamkeiten, vor allem aber den Unterschieden
zwischen den beiden Komponisten auf die Spur kommen, ist ein Gang ins Opernhaus
Z¸rich unentbehrlich. Denn dort wird einem bewusst, was handwerkliche
Gediegenheit,
ja Souplesse meint: bei Wolf-Ferrari die filigranen Duette und weitgesponnenen,
melodietrunkenen Ensembles sowie ein Orchesterklang, der Ðppigkeit f¸r sich
in Anspruch nimmt, obschon der Komponist die Besetzung auf Sparflamme h”lt.
Grad so, als wollte er augenzwinkernd beweisen, dass die Kunst eben nur einer
Maxime verpflichtet ist: ´Mach viel aus wenig.ª Dass
sich an dieses Motto auch das Inszenierungsteam mit Grischa Asagaroff (Regie),
Nello Santi (Dirigent), Luigi Perego (Ausstattung), Hans-Rudolf Kunz (Licht)
sowie Luigi Prezioso (Pantomime) h”lt, ist ihm hoch anzurechnen: weil so
´schlankª bleibt, was auch der Komponist ohne Fett, daf¸r gut gew¸rzt haben
wollte: eine launige Commedia musicale, deren Librettist Giuseppe Pizzolato
sich an Goldonis gleichbetitelter Commedia dell¥arte entz¸ndet hat. Der Inhalt?
Fast ein Nichts; jedenfalls ein Geschlechterzwist zwischen vier Grobianen
und vier Frauen (indessen ohne Strindbergs Attacke, weswegen Lachen
ausdr¸cklich
erw¸nscht ist) sowie eine Liebesgeschichte mit gl¸cklichem Ausgang
(wen wunderts?).
Solches entbehrt nicht der hier ¸brigens in venezianischem Dialekt ge”usserten
Pikanterie und Galanterie; vertr”gt somit nicht den geringsten Druck. Deswegen
steht ein Regisseur vor der ebenso reizvollen wie heiklen Aufgabe, diese
Oper als zwar bezaubernd schillernde, aber leider (zu) rasch zerplatzende
Seifenblase zu inszenieren. Nochmals: Beschwernis ist ´outª, Duftigkeit ist
´inª! Ergo besinnen sich Asagaroff und Perego auf einen Maler, den
Venedig-Liebhaber
hoch im Kurs halten: Canaletto. Also flugs einige der ber¸hmten Panoramen
auf Stellw”nde geworfen; flugs eine blaue, weiss gekr”uselte Spielfl”che
sowie Versatzst¸cke wie Tisch, Sofa, St¸hle und Haushalt¸bliches her; flugs
eine Reverenz an Goldoni mit pantomimisch das Geschehen begleitenden
Arlecchinos,
Brighellas und Pantalones - und schon sind wir in die w¸nschenswerte
´Dimensionª
entr¸ckt; auch, weil Asagaroff den Raum mit spielerischem Aplomb erobert.
Will heissen: ihn mit rasanten Auftritten und Abg”ngen versieht; mit
aufeinander
zustrebenden und auseinander stiebenden Paaren sowie mit der kurzen
Verweildauer
gestresster Personen wie dem humorlosen Lunardo. Dergestalt ´angerichtetª
erweist sich das Regiekonzept als schl¸ssig und bek–mmlich. Was selbstredend
auch f¸r Nello Santis Dirigat zutrifft, das sich Wolf-Ferraris orchestrale
Rhetorik glattweg ph”nomenal aneignet. Nur einer, der sich wie Santi ebenso
mittendrin wie ausserhalb der ´Sacheª f¸hlt, kann zudem noch jenes Quentchen
Extra-Glut entfachen, das den Abend zum rundum Erfreulichen adelt. Mit Nello
Santi ziehen am selben Strang: Roberto Scandiuzzi, Katharina Peetz, Martina
Jankova, Paolo Rumetz, Luigi Petroni, Stefania Kaluza, Carlos
Chausson, Giuseppe
Scorsin, Elizabeth Rae Magnuson, Peter Straka und Tamara Gura.
Bravi! Jubel, Trubel, Heiterkeit auf italienisch Vor
acht Jahren war sie bereits in einer Produktion des Internationalen
Opernstudios
zu erleben, jetzt wird sie auf der grossen Z¸rcher B¸hne gezeigt: Ermanno
Wolf-Ferraris musikalische Kom–die ´I quattro rusteghiª (Die vier Grobiane)
begeisterte an der Premiere vom Sonntag mit jungen Stimmen und musikalischem
Witz.
22. 9. 2002
(PremiËre)
*
Musikalische
Leitung: Nello Santi
Inszenierung:
Grischa Asagaroff
Ausstattung: Luigi
Perego
Lichtgestaltung:
Hans-Rudolf Kunz
*
Lunardo: Roberto
Scandiuzzi
Margarita:
Katharina Peetz
Lucieta: Martina
Jankov·
Maurizio: Paolo
Rumetz
Filipeto: Luigi
Petroni
Marina: Stefania
Kaluza
Simon: Carlos
Chausson
Cancian: Giuseppe
Scorsin
Felice: Elizabeth
Rae Magnuson
Conte Riccardo:
Peter Straka
Eine junge Magd: Tamara
Gura
24 .9. 2002
Wolf-Ferraris ´Quattro rusteghiª
im Z¸rcher Opernhaus
Das B¸hnenbild von
Luigi
Perego spricht an, denn es vermittelt ganz die venezianische Atmosph”re,
wie wir sie aus dem Museum kennen. Canaletto lieferte Vordergrund und Horizont.
Ein Gem”lde, so gross wie der Guckkasten der B¸hne, entpuppt sich als eine
einfache Konstruktion von vier ineinander geschachtelten, massiven Toren.
Sie lassen sich –ffnen und k–nnen so - je verschieden arrangiert - den Raum
der B¸hne gem”ss den Erfordernissen gliedern und Durchblicke zum Horizont
–ffnen. Das ist sch–n gemacht und wirksam. Wenn am Schluss alle Elemente
zur Seite bewegt werden und sich bei ´Der Himmel segne euchª die Weite des
Himmels –ffnet, f¸hlt man sich sogar f¸r einen Moment vom Mief des Schwanks
befreit.
Die Inszenierung von Grischa Asagaroff ist
dagegen nicht so beschaffen,
dass sich das St¸ck f¸r die Gegenwart erschliessen w¸rde. So wie das
beispielsweise
vor einem halben Jahr Cesare Lievi mit Rossinis ´Turco in Italiaª getan hat.
Asagaroff stellt die ´Rusteghiª mit ausgezeichnetem Handwerk und ohne besondere
Anspr¸che auf die B¸hne, erweckt die Figuren zum Leben. Die Damen stampfen
im richtigen Moment mit den F¸ssen oder zappeln auf dem Sofa. Die Herren
rauchen Pfeife, ¸ben sich in der Haltung des Patriarchen und werfen notfalls
die H”nde in die H–he. Turbulente Szenen wie das Finale des zweiten Aktes
oder der Auftritt von Felice im dritten Akt werden gekonnt gezeigt.
Die Lik–rkaraffe
im Hintergrund erh”lt ihr eigenes kleines Geschichtchen - et cetera. Sch–n
ist der Einfall, eine pantomimische Commedia-dell'Arte-Truppe (Statistenverein)
ins St¸ck zu integrieren. Sie gibt schon der Ouverture zus”tzlichen Reiz,
sorgt f¸r den Umbau der B¸hne, den Transport der Requisiten und demontiert
die Szene jeweils im richtigen Moment. Das h¸bsche Intermezzo am Schluss
des ersten Aktes wird zur Pantomime mit Colombina in der Gondola und mit
Arlecchino, der ihr eine Rose ¸berreicht. Erstaunlich, dass in diesen von
Luigi Prezioso geschaffenen Pantomimen - auch in der Schlussszene - das St¸ck
letztlich mehr ber¸hrt als mit allen Verwicklungen der eigentlichen, doch
etwas faden Handlung. Wolf- Ferraris Musik hat mitunter Delikatesse, Witz,
ist spritzig und unterhaltsam. Aber als Ganzes auch kleinmeisterlich. Ein
historisches St¸ck also, eng verbunden mit dem b¸rgerlichen Milieu seiner
Entstehungszeit. Ein Theater, bei dem sich das Publikum gut am¸sieren kann,
das niemandem weh tut - und das gerade deshalb auch etwas zum G”hnen
verf¸hrt.
Wolf-Ferraris Spezialit”t, die Komposition
von guten und dicht-virtuosen
Ensembles, war bei den zehn Protagonistinnen und Protagonisten in guten H”nden.
Alle Rollen sind dankbar. Die Bariton- und Bassstimmen der vier Herren Roberto
Scanduzzi (Lunardo), Paolo Rumetz (Maurizio), Carlos Chausson (Simon) und
Giuseppe Scorsin (Cancian) passen wunderbar zusammen, das Kom–diantische
kommt an. Ebenso erfreuen kann man sich an den entsprechend ihrem
Rollencharakter
gl”nzend besetzten Damen mit Elizabeth Rae Magnuson als quirliger Intrigantin
Felice, Stefania Kaluza als Marina, Katharina Peetz als Margarita und Martina
Jankov· als Tochter Lucieta. Maurizios Sohn Filipeto (Luigi Petroni) und
Felices Galan, der Conte Riccardo (Peter Straka), d¸rfen tenoral verf¸hren.
Maestro Nello Santi streicht am Dirigentenpult zusammen mit dem Orchester
der Oper Z¸rich in Wolf-Ferraris Musik ganz den italienischen Charme und
das Leichte heraus und stellt die N”he zu italienischen Vorbildern
wie selbstverst”ndlich
her. Er dirigierte die ´Rusteghiª zum ersten Mal, doch scheint das Musik
zu sein, die ihm liegt und sichtlich Vergn¸gen bereitet. Umso mehr, als er
am Premierentag gleich auch seinen (71.) Geburtstag feiern konnte, was den
Intendanten Alexander Pereira und das Ensemble zu einer
¸berschw”nglich zelebrierten
Coda mit Champagner auf der B¸hne inspirierte.
24. 9. 2002
Nello
Santi bringt wieder einmal kom–diantische Italianitý ins Z¸rcher Opernhaus
- mit der raren Oper ´I Quattro rusteghiª von Ermanno
Wolf-Ferrari
Geschickte Tonmalerei
In seiner inzwischen nur noch selten
gespielten Commedia musicale
ªI quattro rusteghi´ singen die Haustyrannen nicht nur Bass, sie lassen sich
gern auch von Kontrab”ssen und tiefen Bl”sern begleiten; manchmal vertiefen
sie sich so sehr in ihre Grummeleien, dass der Stimmumfang gegen unten endlos
scheint. Auch sonst setzt Wolf-Ferrari oft auf Tonmalerei: Serenadenartige
Pizzikati begleiten die Liebesw¸nsche, hysterische Fl–ten die eskalierenden
Streitereien, und wenn sich Mann, Frau und Neffe stur auf einem einzigen
Ton anschreien, dann weiss man, dass dies weder die erste noch die letzte
Diskussion dieser Art ist.
Das ist witzig gemacht und geschickt
instrumentiert - und wirkt
doch manchmal wie aus zweiter Hand. Hier blinzelt Rossini hinter den Noten
hervor, dort hat Wagner ein paar Akkorde beigesteuert, Volksliedartiges trifft
auf buffoneske T–ne aus Mozarts Erbe. F¸rs Orchester der Oper ist die Mischung
allerdings attraktiv. Im Graben wird nicht weniger lustvoll gemurrt und gekeift
als auf der B¸hne, zumal mit Nello Santi eÌn DÌrÌgent und Venezianer am
Pult steht, der sich auf italienische Saftwurzeligkeit ebenso versteht wie
auf den feineren venezianischen Humor.
Zwar unterstrich er bei der Premiere um
Sonntag mit gelegentlich
eher langsamen Tempi zus”tzlich jenen Geschwindigkeitsverlust, der f¸r jede
Vertonung einer auf rasche Reaktionen angelegten Kom–die ein Handicap ist.
Aber in Sachen Farbig-keit, parodistischer Ðberzeichnung und einer gewissen
Nostalgie im Ton blieb die Auff¸hrung dem Werk nichts schuldig. Nello Santi,
der ´I quattro rusteghiª erst-mals dirigiert hat, hatte Grund zu feiern -
auch abgesehen von seinem 71. Geburts-tag, zu dem das Ensemble einen Pl¸schwolf
mit Spielzeug-Ferrari, Alexander Pe-reira Champagner und das Publikum eine
Standing Ovation beisteuerten-.
Canaletto-Idylle
Nicht neu war die Oper dagegen f¸r den
Regisseur Grischa Asagaroff.
Er hat sie bereits 1994 f¸r das Z¸rcher Internationale Opernstudio inszeniert,
nun brachte er sie auf die grosse B¸hne. Luigi Perego hat daf¸r vier ineinander
verschiebbare Elemente mit jener Venedig-Nostalgie dekoriert, die auch die
Musik bestimmt: eine Canaletto-ldylle mit Gondeln und GondoIieri, Wasser
und pr”chtigen Fassaden, die von Commedia-dell'Arte-Figuren jeweils mit dem
f¸r die Handlung notwendigen Mobiliar erg”nzt wird. Diese M–bel sind jedoch
im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten und genau wie die Kost¸me von jener
bourgeoisen Muffigkeit, in der ªrusteghiª eben auch ihr Reich haben k–nnen:
Selbst darin greift die gelungene Ausstattung den musikalischen
Stilmix auf.
Eher Zitat als originelle Erfindung sind
allerdings auch die meisten
Regieags. Die Damen treten sich des ÷ftern auf die Schleppe, die Tyrannei
ihrer M”nner ertragen sie mit einem oder zwei oder drei Gl”schen Weissem.
Vor allem im ersten Akt wirkt alles sehr beh”big, die Inszenierung greift
weder die Schlagfertigkeit des Textes auf, noch ¸bernimmt sie die Pr”gnanz
der Partitur. Vor allem in den tumultu–sen Ensembleszenen haut und br¸llt
jeder auf jeden ein, und das szenisch Ungef”hre f”rbt auch musikalisch ab:
Da wird der Kontakt zum Orchester und zwischen den S”ngerinnen und S”ngern
pl–tzlich prek”r.
Immerhin bietet die konventionelle
Personenf¸hrung Raum f¸r schauspielerische
Efforts, die sich das einmal mehr stark besetzte Ensemble nicht entgehen
l”sst. Wobei der (in Ðbertiteln ¸bersetzte) venezianische Dialekt die Lust
an der Karikatur erst recht anzuheizen scheint. Roberto Scandiuzzi grantelt
und tobt als Vater der zu verheiratenden Tochter mit dem finstersten Bass,
Carlos Chausson verbreitet dagegen knebelb”rtige Trockenheit - selten kamen
so kr”ftige T–ne durch so verkniffene Lippen! Paolo Rumetz kommt ab
Br”utigamsvater
kaum aus dem missmutigen Knurren heraus, w”hrend Giuseppe Scorsin mit jedem
Ton und jedem Blick sein Dilemma zwischen Wollen und K–nnen verr”t: Denn
er ist als Einziger unter der Knute statt umgekehrt.
Zwischen Rebellion und Resignation
Elizabeth Rae Magnuson gibt seine resolute
Gattin, die ihn und
seine Kumpanen mit sehr vielen und sehr spitzen T–nen schlicht zu Boden singt.
Stefania Kaluza tendiert eher zum stimmsch–nen Hyperventilieren, Katharina
Peetz wechselt mit vibrato- und klangreichem Mezzosopran zwischen Rebellion
und Resignation.
Weniger parodistisch - und damit auch weniger
attraktiv - sind
dieRollen der jungen Brautleute: Martina Jankov· darf immerhin ausgiebig
trotzen tund hoffen und tut das mit m ”dchenhaftem Charme und schwerelosem
Sopran. Luigi Petroni dagegen bleibt in seinen kurzen Auftritten eine blasse
Figur, sowohl vom St¸ck her als auch wegen seiner in der H–he
ziemlich gepressten
Stimme. Ein richtiger Liebhaber singt eben Tenor, und das ist im Umfeid von
so dominanten B”ssen, von so energischen Sopranistinnen kein dankbarer Job.
24. 9. 2002
ªI quattro
rusteghi´ von Ermanno Wolf-Ferrari im Opernhaus: Ein musikalisches
Schmuckst¸ck
Der
deutsch-italienische Komponist Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948) vertonte
mit ´I quattro rusteghiª (Die vier Grobiane) den gleichnamigen
Goldoni-Klassiker.
So am¸sant das Geschichtchen auch ist, so verstaubt k–nnte es heute ankommen.
Doch da ist eben diese geniale musikalische Form (1906 uraufgef¸hrt), die
wieder zu entdecken es sich mehr als lohnt.
Vielfarbige und witzige Musik
Wolf Verraris vielfarbige, witzige, ja
zuweilen ´sprechendeª Musik
erst macht das Am¸sement dieses Opernabends aus. In ihr sind die einzelnen
Figurun ganz k–stlich charakterisiert: Die vier Grobiane eben, vier tumbe
Familienv”ter, die ihre Frauen in biederer Macho-Manier unter der Knute halten,
deren Gattinnen, die gemeinsam den Spiess resolut umdregen und ihren M”nnern
eine geh–rige Leklion erteilen. Und das junge Paar, dessen Heirat von den
V”tern verf¸gt wird, und das sich gl¸cklicherweise auch wirklich verliebt.
Verkleidungsszenen fehlen ebenso wenig wie turbulente
Meinungsverschiedenheiten.
H–hepunkt ist die Szene mit nicht weniger als allen zehn Personen, die wils
durcheinander gestikulieren, schwatzen, singen - musikalisch und szenisch
auch eine Klippe.
Das Z™rcher Ensemble meistert den Abend
brillant. Denn in dieser
Oper gibt es keine Stars, sie steht und f”llt mit der Ganzheit einer spritzigen
Truppe. Wenn sich in den kommenden Vorstellungen noch mehr Lockerheit
einstellt,
wird die Auff¸hrung endg¸ltig zum gelungenen Schmuckst¸ck. Gesungen wird
hier in venezianischem Dialekt. Den versteht man eigentlich kaum, aber das
Kolorit ist herrlich. Und ¸ber der B¸hne wird die deutsche
Ðbersetzung projiziert.
Stil- und geschmackvoll
Grischa Asagaroffs Inszenierung ist voll
Tempo, h¸bscher Details
und Spielfreude. Er bleibt aber, stil- und geschmackvoll, ganz auf dem Boden
der braven Kom–die, die Szenen entwickeln sich wie erwartet. Da w¸rde die
manchmal auch schr”g karikierenden Musik, die bereits in Richtung Kurt Weill
weist, schon noch mehr augenzwinkernde oder auch zeitgem”sse Interpretation
erm–glichen. Nello Santi dirigiert sie denn auch so differenziert, dass es
eine theatralische Freude ist. Das Orchester l”sst von hintergr¸ndigem Humor
bis zu voll klingender, herzer¸hrender Streichermelodik mit Folkloreankl”ngen
jede Finesse aufbl¸hen.
24. 9. 2002
Die
Werke des Deutschitalieners Ermanno Wolf-Ferrari sind stilistisch schwer
einzuordnen, auf der B¸hne haben sie leichten Stand – ein
Ensemble in Hochform
vorausgesetzt, wie es jetzt im Opernhaus brilliert.
Eine Kom–die: Heiraten ist angesagt. Die
V”ter sind sich einig,
M¸tter und Tanten sind entz¸ckt, und das P”rchen selber liebt sich auf den
ersten Blick. Wo ist also das Problem, wo der Spass? Alles ist in dieser
Kom–die nach Carlo Goldoni eine Frage des Umgangstons zwischen den
Geschlechtern.
Die V”ter wollen die Sache unter sich ausmachen und finden, es sei fr¸h genug,
wenn sich die beiden Jungen am Traualter kennen lernen. Die Frauen haben
einen anderen Begriff von der Liebe, intrigieren und arrangieren eine erste
Begegnung. Die M”nner kommen dahinter, die Verstimmung ist kolossal, das
Heiratsprojekt ”usserst gef”hrdet: Kom–die ist angesagt.
Eine musikalische Kom–die: denn der
Umgangston zwischen den Geschlechtern
ist im Theater die Musik schlechthin, und Wolf-Ferrari hatte da einen Zugang,
der in der Musikgeschichte seinesgleichen sucht. Mitten in einer Epoche der
Puccini- und Wagnerschwere r¸ckte er den leichten Tonfall der alten Opera
buffa wieder ins Zentrum mit melodischem Charme, prickelnden Tanzrhythmen
und vifem Parlando – alles eingegossen in ein farbiges
orchestrales Ganzes
und so, dass aller Eklektizismus in einem Personalstil aufgehoben scheint
und ebenso sehr als fr¸her Beitrag zu einem modernen Neoklassizismus
zu verstehen
ist wie als Ausdruck purer Nostalgie. Entscheidenden Anteil an diesem Ganzen
– das zeigt der besondere Rang der Goldoni-Werke im Schaffen
Wolf-Ferraris
– hatte die Sprache des Venezianers in ihrer ¸bersprudelnden Drastik und
mit ihr das Atmosph”rische eines Mikrokosmos, in welchem die Haustyrannen
und ihr eingetrockneter Gef¸hlshaushalt, die Frauen und ihre ungebrochene
Lebenslust, dazwischen die jungen Liebespaare und ihre heilige Einfalt f¸r
ewig zu Hause zu sein scheinen.
Plausibel trotz aller Problematik einer ¸bertitelten
statt unmittelbar
verst”ndlichen Auff¸hrung ist auf dem Hintergrund dieses Genius Loci die
Entscheidung des Opernhauses, ´I quattro rusteghiª nicht in der Sprache der
Urauff¸hrung – diese fand 1906 am Hoftheater in M¸nchen in
deutscher Ðbersetzung
unter dem Titel ´Die vier Grobianeª statt – zu geben, sondern
im venezianischen
Dialekt, in dem sie komponiert worden war, aber erst ab 1914 (Urauff¸hrung
am Teatro lirico in Mailand) gespielt wurde. Und vor allem zeigt sich, dass
das Ensemble eine besondere Lust am Klangspiel des Dialekts entfaltet, zum
Vorteil f¸r das Werk, das erst im zweiten Akt mit deftiger Situationskomik
aufwartet und fast ganz aus dem Konversationston lebt.
M”nnerbastion und Frauenkoalition
Elf
Personen geh–ren zu diesem Spiel aus Sprache, Klang und Gestik, und es gelingt
der Inszenierung von Grischa Asagaroff und Luigi Perego ausgezeichnet, sie
alle wichtig zu nehmen, aber auch dem Ensemblegeist unterzuordnen, der dieses
Werk auch musikalisch pr”gt. Selbst die Magd (Tamara Gura) r¸ckt in ihrem
kurzen Auftritt in ein besonderes Licht, wenn der Austausch von Geh”ssigkeiten
auf Seiten der Padrona mit einem Austausch entsprechender S¸ssigkeiten beim
Padrone kompensiert wird. Und obwohl Lunardo, der
Antiquit”tenh”ndler, Herrscher
¸ber Frau und Tochter im Bereich der tiefen M”nnerstimmen unbestreitbar die
zentrale Figur ist und mit m¸rrischem Bassraunzen und autorit”rem Poltern
von Roberto Scandiuzzi auch pr”chtig ausstaffiert wird, bleibt eben doch
klar, dass es nicht um den Einzelnen geht, sondern um die M”nnerbastion als
solche, um Nuance und Multiplikation. Als mit aufbrausendem Temperament und
Herzschw”che herrlich in Szene gesetzter Simon h”lt Carlos Chausson
mit Scandiuzzi
mit, und Giuseppe Scorsin bietet mit seinem Cancan k–stlich eine
pantoffelheldische
Abart, Paolo Rumetz mit dem Witwer Maurizio das Beispiel eines in Sachen
Ehe eben gerade mal nur theoretischen, als Vater aber umso intensiver
praktizierenden
Patriarchen.
Aus aller
Rusteghi-Multiplikation resultiert
im dritten Akt, wenn das Triumvirat (Maurizio als Witwer ist nicht dabei)
¸ber die M–glichkeit br¸tet, die Frauen zu bestrafen, ein Komplott
von grandioser
– Kl”glichkeit. Um es zu zerschlagen, reicht eine Arienattacke
der Felice.
Elzabeth Rae Magnuson ist vokal daf¸r imponierend ger¸stet, aber auch sie
bleibt bei allem primadonnenhaften Aplomb Mitglied der Frauenkoalition, in
der dunkelt–nig auch Katharina Peetz als Lunardos Frau Margarita heimliche
Opposition macht und Stefania Kaluza als Simons Frau Marina mit der ironischen
Sch”rfe ihr Aktionsfeld ausreizt. Zwischen den beiden Lagern erg”nzen die
zwei Ten–re mit sch–ner Rollenverteilung das Ensemble, Peter Straka
als strammer
Galan an Felices Seite, und Luigi Petroni als taufrischer Br”utigam. Und
wenn es denn doch so etwas wie eine Ausnahmerolle darin gibt, so ist es die
Figur der Lucieta, um die sich ja eigentlich auch alles dreht und f¸r die
die unglaublich vife und stimmlich bezaubernde Martina Jankov· anmutig und
trotzk–pfisch, mit Lachen und Tr”nen unerm¸dlich auf der B¸hne steht, als
w”re sie mit dieser Figur auf die Welt gekommen.
Der Maestro, die Oper
Da zeigt sich vielleicht am sch–nsten, was
den Abend insgesamt
auszeichnet: ein genussvolles Verwachsen der Interpreten mit ihren Figuren.
Die B¸hne bietet mit den Canaletto-W”nden und der raffinierten Verschachtelung
den atmosph”rischen Rahmen; die Gondel, mancherlei Requisiten und die mit
den Umbauten besch”ftigten Figuren der Commedia dell'Arte geben ihm zus”tzliche
F¸llung. Aber das alles w”re nichts ohne die reiche, immer wieder solistisch
aufgelockerte und dann besonders duftige, aber auch zupackende Arbeit des
Orchesters unter der Leitung von Nello Santi. F¸r den Maestro, der gestern
seinen 71. Geburtstag feierte, wurde ein ´Happy Birthdayª angestimmt
– nach
Filipetos und Lucietas Gondelfahrt in den Ehehafen zum Schlussapplaus einer
Auff¸hrung, die, vielleicht gerade weil sie keine Aktualisierungsambitionen
verfolgte, in den Vordergrund r¸ckte, was immer akutell ist: die Kunst, Spiel
und Gesang, Wort und Ton, B¸hne und Orchester in eines zu setzen, kurz, die
Oper.
24. 9. 2002
´I
Quattro Rusteghiª Famos: Wolf-Ferraris Commedia musicale am Opernhaus
Z¸rich
Auch das gibt es im Theater, nicht immer
zwar, aber immer –fter,
um kalauernd eine Werbung zu bem¸hen - jene dramaturgischen Werkbindungen,
die sinnstiftend einen Bogen vom Erwarteten zum Unerwarteten schlagen. Zum
Beispiel von Strauss¥ ´Schweigsamen Frauª (um Ersteres anzutippen) zu Ermanno
Wolf-Ferraris ´I Quattro Rusteghiª (um Letzteres anzusprechen): Eine
Erquickung,
die Strauss, den Meister des rezitativischen Parlandos, schachmatt setzt.
Weswegen? Ganz einfach: Weil der Deutsch-Italiener eine, notabene ungewohnte
Orchestereinw¸rfe erprobende Tonsprache ins Spiel bringt, die
Strauss¥ Raffinement
bisweilen sogar noch ¸bertrifft.
24. 9. 2002
Premiere von Ermanno Wolf-Ferraris ´I quattro
rusteghiª mit Nello Santi im Opernhaus Z¸rich
Grischa Asagaroff, der schon 1994 im
Studio Regie f¸hrte,
sorgt mit seinem Ausstatter Luigi Perego f¸r ein technisch geschickt gel–stes
venezianisches Ambiente, w”hrend Nello Santi der lichten, manchmal auch etwas
seichten Musik viel Schmiss und Kom–diantik abzugewinnen vermag.
Italienisches Temperament
Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948) ist
geb¸rtiger Venezianer, lebte
sp”ter aber vor allem in M¸nchen, der Heimatstadt seines Vaters. Hier liess
er sich vom konservativ gesinnten Joseph Rheinberger zum Komponisten ausbilden.
Diese Mischung von italienischem Temperament und deutschem Kunstverst”ndnis
pr”gte seinen Stil. So lag sein Verdienst vor allem darin, mit zwar
neuzeitlichen,
aber keinesfalls avantgardistischen Mitteln die Tradition der italienischen
Opera buffa fortzusetzen und die Elemente der Commedia dell'Arte Goldonis
auf die Musikb¸hne zu bringen. Mit diesem nach-rossinischen Stil
hatte Wolf-Ferrari
zu Lebzeiten vor allem in Deutschland grossen Erfolg.
Die Geschichte der vier Grobiane, die ihre
Ehefrauen an kurzen
Z¸geln halten und ihnen jegliche Freude am Leben verbieten, ist ziemlich
eindimensional. Die Tochter des Hauses Lunardo soll verheiratet werden, ohne
dass sie ihren vom Vater ausgew”hlten Br”utigam zuvor sehen darf.
Liebe auf den ersten Blick
Die
Frauen schmieden einen Plan: der junge Mann wird in Frauenkleidern in Lunardos
Haus geschmuggelt, die Kinder sehen sich und verlieben sich auf der Stelle
ineinander. Als dieses Komplott auffliegt, will der Vater zuerst die Heirat
verbieten und die Tochter ins Kloster schicken, doch schliesslich wird alles
gut.
Besonders ohrenf”llig ist
Wolf-Ferraris ausgepr”gter
Sinn f¸r die Melodik, die zuweilen die Schlichtheit von Volksmelodien aufweist.
Auch die Verschmelzung von ariosen Abschnitten und rezitativischem
Deklamationsstil
ist meisterhaft. Dazu kommt die dramaturgisch wirkungsvolle Idee, das Orchester
mit kommentierenden ´Einw¸rfenª in die Dialoge miteinzubeziehen und damit
einen witzig lockeren Gespr”chston herbeizuf¸hren. Dieser gipfelt in den
herrlich komischen, heillos durcheinanderwirbelnden Ensembles f¸r bis zu
zehn Stimmen.
Grischa Asagaroff und Luigi Perego erz”hlen
diese Kom–die der
venezianischen Nobelgesellschaft vor einem grossen historischen Stadtbild,
das Venedig und seine Wasserkan”le in hellem Licht und s¸dlichen
Farben darstellt.
Dieses Bild ist auf eine mehrfach teilbare Wand im Vordergrund der B¸hne
aufgezogen, die ihrerseits im Winkel nach hinten ge–ffnet werden kann. Weitere
Wandteile sind als ´Hausw”ndeª herausstellbar, sodass abstrakte und doch
deutlich wahrnehmbare Interieurs entstehen.
Dieses Einheitsb¸hnenbild erlaubt schnelle,
einfache Szenenwechsel,
w”hrend die jeweils neuen M–bel von Commedia dell'Arte-Figuren herein und
hinausgetragen werden. Ausgesprochen ¸ppig sind nur die Kost¸me der Damen.
Die Szene lebt denn auch vom virtuosen
Schlagabtausch unter den
Figuren. Dabei spielt die furiose italienische Sprache eine wichtige Rolle.
Damit man die goldonischen Pointen aber auch versteht, wird mit eingeblendeter
deutscher Ðbersetzung gearbeitet. Es ist erstaunlich, mit welcher
schauspielerischen
und keck kom–diantischen Pr”senz die S”ngerinnen und S”nger agieren. Auch
wenn sie recht stereotyp gezeichnet sind, entwickeln sie in dieser Produktion
markante eigene Profile.
Bassstimmen ¸berzeugten
Allen voran ist da Roberto Scandiuzzi als
griesgr”miger Antiquit”tenh”ndler,
der seinen beiden Frauen zu Hause nichts g–nnt. Er donnert mit seiner
gewaltigen
Bassstimme souver”n durchs Haus, verf¸gt ¸ber eine beeindruckend schwere
Tiefe und ist doch agil genug, seiner Frau und seiner Tochter den keifenden
Schlagabtausch zu bieten. Brillant weiss er sich auch in der turbulenten
Schlussszene zu behaupten, in der ihn die selbstbewusste und furchtlose Felice
regelrecht in die Knie zwingt.
Im Timbre wunderbar aufeinander abgestimmt,
sorgen die vier Grobiane
immer wieder f¸r herrliche Ensembles. Drei B”sse und ein Bariton, das f¸hrt
zusammen mit Fagott und Kontrabass zu echt komischem M”nnergehabe. Da ist
der Kaufmann Simone, den Carlos Chausson mit etwas markigerer und schlankerer
Bassstimme pr”gnant ausspielt. Und der dritte Bass im Bunde, Giuseppe Scorsin
als Ciancian, weiss den ´Mann unter der Knuteª von Felice mit sympathisch
warmer Stimme und r¸hrender Hilflosigkeit zu spielen.
Einzig Paolo Rumetz als Maurizio und Vater
des Br”utigams wirkt
stimmlich etwas st”hlern und gepresst. Den kleinen Filipeto, der einfach
so verheiratet wird, gibt der junge Tenor Luigi Petroni mit r¸hrender Naivit”t
und etwas eng gef¸hrter, n”selnder Stimme, demgegen¸ber Peter Straka als
Conte Riccardo eine weiche Strahlkraft einbringt.
Mit allen stimmlichen Facetten
Zu diesen ´grobenª Herren geh–ren die Damen.
Martina Jankov· ¸berrascht
in der M”dchenrolle der Lucieta. Sie spielt sehr nat¸rlich und doch pr”gnant,
wechselt das Temperament je nach Stimmung und weiss ihre Naivit”t vielschichtig
auszuspielen. Dazu singt sie lupenrein und mit schlichter, eher geradlinig
gef¸hrter Stimme. Ihr Gegenpart ist die Mutter Margerita, die die Altistin
Katharina Peetz mit dramatischer Verve auch gegen¸ber ihrem Grobian-Gatten
(Roberto Sciandiuzzi) behauptet. Stefania Kaluza gibt die Tante Marina mit
s¸ffisantem Gang und pr”gender, erstaunlich flexibler Stimme, w”hrend Elizabeth
Rae Magnuson als eigenwillig selbstbewusste Felice ihre Reize auch
mit stimmlichen
Facetten auszuspielen vermag.
Grossartig, wie Nello Santi diese Vielzahl an
Temperamenten auch
im Orchester leichtf¸ssig auszudifferenzieren vermag und wie er die virtuosen
Ensembles mit sicherer Hand zusammenh”lt. Das Premierenpublikum war begeistert
und stimmte zum Schluss gut gelaunt in das ´Happy birthdayª mit ein, welches
die S”nger auf der B¸hne nach der Vorstellung Nello Santi zu seinem
70. Geburtstag
als St”ndchen darboten.
Sibylle Ehrismann
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