Franz Welser-Möst über Verdi, seine Zukunft in FRANZ WELSER-MÖST
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"Ich will nicht nur rackern"
"Ich mach' das 'Requiem' von Verdi nur einmal in der Produktion für das Musikfest, auch wenn es eines der ganz großen Meisterwerke ist", sagt Franz Welser-Möst, der sich vom Verdi-Jubiläumsjahr wesentlich unbeeindruckter zeigt als so mancher seiner Kollegen. Seit er 1995 zum Chefdirigenten des Opernhauses in Zürich ernannt wurde, hat er sich ja entschlossen, Oper nur mehr dort zu dirigieren.
Und
am eigenen Haus trifft ihn der internationale Verdi-Boom nur wenig, da dort
das Programm so breit gefächert ist, dass der italienische Jubilar auch schon
in den Vorjahren würdig und im Unterschied zu anderen Häusern durch Raritäten
vertreten war. "In Zürich sind wir ohnehin italienisch angehaucht", sagt
Welser-Möst. "Wir haben das Jahr aber heuer mit einer Don-Carlo-Premiere
eröffnet und jetzt steht noch eine Macbeth-Premiere und eine Traviata auf
dem Spielplan."
Steile Karriere
Nachdem sich Franz Welser-Möst als einer der jüngsten Dirigenten vor international renommierten Klangkörpern wie dem London Philharmonic Orchestra, dessen Chef er von 1990 bis 1996 er war, den Wiener Philharmonikern und den Orchestern von Cleveland und Oslo profiliert hatte, wurde er 1995 zum Chefdirigenten des Opernhauses in Zürich ernannt. Seither leitet er nicht nur eine große Zahl von Opern- und Ballettpremieren sondern auch Wiederaufnahmen und vor allem auch Repertoirevorstellungen aus allen Teilen des klassischen Repertoires.
Gute Stimmung Intendant
Alexander Pereira und Chefdirigent Franz Welser-Möst sind ein Team, das nicht
nur auf dem Papier existiert, sondern auch in der Praxis. "Es hat sich besser
entwickelt, als wir uns das erwartet haben. Das hat damit zu tun, dass die
Konstellation, das Geld und die Atmosphäre im Hause stimmen. Wir haben ein
Orchester und einen Chor, die sehr freudig an der Arbeit sind und immer wieder
die besten Solisten. Ich kann mir kaum was Schöneres vorstellen." Chefdirigent in Cleveland Ab
2002 wird er eine leitende Funktion in Cleveland antreten und zwar als Chefdirigent
des dortigen Orchesters. "Das ist natürlich eine große Aufgabe, wohin sich
mein künstlerischer Schwerpunkt verlagern wird. Ich werde aber nach wie vor
viel in Zürich sein, weil ich das Haus sehr liebe, aber die ganz große Aufgabe
ab 2001 liegt in Cleveland," verspricht Welser-Möst. Aber
er lässt auch keinen Zweifel daran, dass man sich in Zürich mittelfristig
nach jemandem umschauen wird müssen. "Sonst wird mir das zu viel, weil man
als Music-Director in den USA auch sehr viel Administratives zu erledigen
hat und ich meine Freizeit liebe. Ich will nicht immer nur rackern", so der
Dirigent. Kampf um Linzer Opernhaus Franz
Welser-Möst wurde in Linz geboren, wo er auch studierte. Karriere machte
er wie so viele österreichische Künstler zuerst im Ausland, bevor er als
bereits angesehener Dirigent als Gast nach Österreich zurückkehrte. Den Kontakt
zu Linz hat er aber nie verloren. Jetzt ist er gerade Präsident der Freunde
des Linzer Musiktheaters geworden. Der 5500 Mitglieder zählende Verein hat
ihn um Unterstützung im Kampf um ein neues Opernhaus gebeten. Wer
Franz Welser-Möst kennt weiß, dass er nicht nur als Galionsfigur in Erscheinung
treten wird, sondern dass er sich vehement für einen Neubau engagieren wird.
Erste Gespräche in diese Richtung hat es bereits gegeben. "Ich gebe natürlich
gerne meinen Namen dafür her, weil es schlichtweg eine Schande ist, dass
ein kulturell so dichtes Gebiet wie Oberösterreich kein ordentliches Theater
hat und das schon seit fast 200 Jahren. Ich hoffe, dass da endlich Vernunft
einkehrt und dass man sagt, wenn wir uns ein Bruckner-Orchester, ein Brucknerhaus
und ein gutes Musikschulwerk leisten, dann muss auch ein Theater drinnen
sein."
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