JOSEPH WILLIMANN

DER BRIEFWECHSEL ZWISCHEN

FERRUCCIO BUSONI

UND

VOLKMAR ANDREAE

1907-1923

178. Neujahrsblatt der AMG Zürich 1994

[hervorgegangen aus Bd. II der Dissertation].
Kommissionverlag Hug & Co.
ISBN 3-906415-82-1







Und aus der Sicht des dreizehn Jahre jüngeren Andreae ist es die Zeit, in der er als Zürcher Chefdirigent seinen Ruf festigt, gleichzeitig als Konservatoriumsdirektor (seit 1914) dem weltberühmten Pianisten im Exil sofort alle Möglichkeiten bietet, in Zürich als Komponist, Dirigent und Pianist zu wirken; die Zeit auch, in der Andreae sich zunehmend einen internationalen Namen machte: 1906 hatte er in Zürich das Kapellmeister-Amt übernommen, 1923 erfolgte seine erste Tournee mit dem Berliner Philharmonischen Orchester, und am 17. Juni 1924 - anderthalb Monate vor Busonis Tod - wurde seine zweite Oper (Abenteuer des Casanova) in Dresden uraufgeführt.
Es erstaunt nicht, dass von Busoni, dem Briefschreiber par excellence, wesentlich mehr Briefe stammen als von Andreae. Busoni berichtete selbst, er hätte während seiner fünf Zürcher Jahre um die 5000 Briefe verfasst. Das macht immerhin zwei bis drei jeden Tag. Und da es - wie Beaumont bemerkt - keinen Grund gibt anzunehmen, dass es in den rund 50 Jahren, in denen Busoni Briefe schrieb, wesentlich anders war, kann man die Summe seiner in alle Welt gerichteten Briefe recht hoch veranschlagen. Eine Briefpartnerin Busonis ist hier besonders hervorzuheben, da sie ebenfalls den Namen Andreae trägt: Edith Andreae. Auch ihre Busoni-Briefe sind von Andres Briner in dieser Reihe veröffentlicht worden. Sie war die in Berlin lebende Schwester Walter Rathenaus, des 1922 ermordeten Aussenministers der Weimarer Republik. Mit Volkmar Andreae soll durch die Heirat Ediths eine entfernte Verwandtschaft bestanden haben. Offensichtlich bestand aber zwischen Volkmar und Edith Andreae zu Lebzeiten Busonis kein Kontakt.
Was den schriftlichen Austausch zwischen Busoni und Volkmar Andreae betrifft, darf man nicht vergessen, dass sich beide in Zürich (seit Herbst 1915 bis Herbst 1920) regelmässig trafen: in Vorbesprechungen der gemeinsamen Konzertprogramme, in Proben, während der Konzerte, bei privaten Besuchen, in Zusammenkünften nach Konzerten, zu denen Andreae jeweils bei sich zu Hause einlud oder die etwa im Bahnhofbuffet Enge in angeregter Stimmung verliefen. Kurz: Andreae hatte oft genug Gelegenheit, mündlich zu antworten. Der Briefwechsel spiegelt nur einen Teil ihrer Beziehung und Zusammenarbeit.
Das gilt etwa auch für das Jahr 1919, welches als intensivstes ihrer Freundschaft erscheint: Es beginnt mit Busonis Widmung der Faust-Studien Sarabande und Cortège op. 51 (KiV 282)8, die Andreae uraufführt; weiter folgt der Plan einer konzertanten Teil-Aufführung der Oper Doktor Faust (KiV 303) durch Andreae, an der Busoni intensiv arbeitet und über die er immer wieder berichtet; die Verleihung des Dr. h. c. der Universität Zürich durch Vermittlung Andreaes ehrt und rührt Busoni zutiefst; und schliesslich lädt Andreae das Ehepaar Busoni nach Zuoz ein, wohin die Gattin Gerda allein fährt, weil Busoni die Arbeit nicht unterbrechen will und sich auf die erste London-Reise nach dem Krieg vorbereitet. Allein in dieses Jahr 1919 fällt fast die Hälfte (42) aller Briefe - 36 sind von Busoni und 6 von Andreae verfasst -, wobei sie sich in der ersten Jahreshälfte regelmässig in Zürich sahen, während die sechs Briefe Andreaes aus dem Ferienort Zuoz geschrieben sind. (Einleitung, SS. 7-9, ohne fussnoten)


I. EINLEITUNG

«Das Zürcher Geschäft» (1907-1912) 2. Inhalt

2. «Eine ehrenvolle und anregende Thätigkeit» in Zürich»
(1915-1916)

3. «Völlig isoliert und wirtschaftlich eingeschränkt»
(1916-1918)

4. «Die schönste Zeit der reifen Jahre»
(1919)

5. «Es tut mir wohl, grosse Verhältnisse zu sehen»
(1919-1920)

6. An der Stadt einstigen Glanzes»
(1920-1923) 22

II. Zur Ausgabe
1. Die Ouellen und früheren Publikationen
2., Editorische Notiz

III. Die Briefe
[109 B. mit Chronik und Anmerkungen:

BRIEFE 56. - 57. - 58.

IV. Anhang

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3. «Völlig isoliert und wirtschaftlich eingeschränkt»

(Briefe 21-32; 1916-1918; qui riprodotto senza note])

Dem Vergleich mit London, Paris und Berlin konnten die Schweizer Städte jedoch nicht standhalten. Und als zur grossen Enttäuschung Busonis nun auch Italien am 26. August 1916 Deutschland den Krieg erklärt, kommen selbst Italienreisen nicht mehr in Frage. Die Isolation des gebürtigen Italieners und lange von Deutschland aus wirkenden Kosmopoliten wird zunehmend schmerzlicher. Dies um so mehr, als er auch von der militärischen Gesinnung in der Schweiz unangenehm berührt ist: das «Bajonettblitzen» bei der Nationalfeier am 1. August widerstrebt ihm, was wiederum Hans Huber zu verstimmen scheint.
Doch parallel mit Busonis zunehmender Isolation wächst die Freundschaft zwischen den Briefpartnern. Busoni bewirbt sich jetzt aktiver um Engagements, seine finanzielle Lage scheint - zumindest vorubergehend - unbefriedigend. In dieser Zeit finanzieller Schwierigkeiten, in der Busoni die Tonhallegesellschaft um einen Vorschuss ersucht und sich deren Verwaltung schwerfällig, vielleicht auch misstrauisch zeigt, steht Andreae ganz auf seiten Busonis.
Die Uraufführung von Busonis zwei Kurzopern Turandot (KiV 273) und Arlecchino (KiV 270) am 11. Mai 1917 im Zürcher Stadttheater findet zwar nur geringen Widerhall in den Briefen. (Andreae leistet erneut Militärdienst und kann der Aufführung nicht beiwohnen.) Sie gehört aber zu den herausragenden Begebenheiten von Busonis Zürcher Zeit und ist ein Ereignis, das internationale Aufmerksamkeit erregt. Die Sprechrolle des Arlecchino spielt kein Geringerer als Alexander Moissi, Busoni dirigiert selbst. Arlecchinos ironische Bemerkungen gegen das Soldatentum verfehlen ihre Wirkung nicht und machen aus den Vorstellungen eine besondere Art von Friedensdemonstrationen.
Nach der erfolgreichen Premiere versammelt sich der Freundeskreis in der Kronenhalle, wo Busoni mit Frank Wedekind ausführlich gesprochen haben soll. Zu Busonis Zürcher Kreis gehört unter anderen der damals berühmte Berliner Dirigent Oscar Fried, der junge Komponist Philipp Jarnach, Busonis spätere zweite Biographin Gisella Selden-Goth sowie der in Zürich ausgebildete Pianist und Komponist Reinhold Laquai. Otto Klemperer, damals noch ein junger Kapellmeister, telegraphiert aus Strassburg und bedauert, dass er nicht zur Premiere in Zürich sein könne. Aber auch Dichter im Exil zählen zu Busonis Bekannten: Franz Werfel, der elsässische Pazifist René Schickele, Ludwig Rubiner, Leonhard Frank und Iwan Goll, die um diese Zeit ebenso in Zürich wohnen wie Stefan Zweig, Fritz von Unruh, [Sammlung] der Berliner Verleger Paul Cassirer und die Schauspielerin Tilla Durieux.
Sind um den literaturkundigen Busoni vornehmlich Musiker und Literaten versammelt, so um den seit 1908 wieder in Zürich lebenden Malersohn Othmar Schoeck besonders auch die Maler. Die vom Krieg überraschten, im Ausland lebenden Schweizer Künstler werden vom aufstrebenden Zürich angezogen, die prominenten Exilanten erhöhen die Attraktivität der Stadt. Unter den Malern sind zu nennen: Carl Hofer, Walter Helbig und Franz Wiegele, der Schoeck im April 1916 zeichnete und laut Jelmoli auch von Busoni eine Radierung verfertigte; dazu die Bildhauer Ernesto de Fiori und Wilhelm Lehmbruck. Zwei gebürtige Berner kommen aus Berlin, wo sie Ansehen gewonnen haben: der Maler Karl Walser und der Bildhauer Hermann Haller, der 1919 eine Schoeck-Büste schuf und 1926 eine Porträtreliefplakette Busonis, die an dessen ehemaligem Wohnhaus in Zürich (Scheuchzerstrasse 36) angebracht wird. Aus Bern wiederum ziehen folgende Künstler nach Zürich: der Bildhauer Hermann Hubacher, dessen Schoeck-Büste 1956 entsteht, der Maler Ernst Morgenthaler, der Schoeck 1924 zeichnet, die Maler Oskar Lüthy, Otto Meyer-Amden, Fritz Pauli und Ernst Feuz, der mit Rouault und Meyer-Amden im künstlerisch neu ent deckten Wallis arbeitet. Und schliesslich kommt der in Russland aufgewachsene Bündner Johann von Tscharner aus Paris, wo er mit Matisse und Picasso verkehrte, und aus Florenz reist Augusto Giacometti nach Zürich, um hier zu wohnen.
Auch Hermann Hesse [LINK 2] fährt nun öfter von Bern nach Zürich, wo er sich regel mässig mit Schoeck und Andreae trifft. Hesse war von der deutschen Presse 1916 beschimpft worden, weil er sich öffentlich gegen den Krieg geäussert hatte. Er wird schliesslich Andreaes Freund, wovon Andreae mehrmals an Busoni berichtet. Doch Busoni scheint nie schriftlich auf Andreaes Begeisterung reagiert zu haben, obwohl - wie Hesse erzählt - Hesse und Busoni einander in Zürich ebenfalls begegnet sind (vgl. Kapitel 6). Auch hatte Busoni in der von Ludwig Thoma und Hermann Hesse gemeinsam herausgegebenen Zeitschrift März publiziert, wo namhafte Literaten schrieben wie Anatole France, Knut Hamsun, Theodor Heuss, Annette Kolb, Karl Kraus, Thomas Mann, René Schickele, Bernard Shaw, August Strindberg, Leo Tolstoi, Kurt Tucholsky, Franz Werfel, Stefan Zweig und viele andere. Es überrascht nicht, dass Busoni gegenüber Hesse offenbar distanziert blieb. Ihr Naturell scheint zu verschieden gewesen zu sein. Dies lässt sich jedenfalls vermuten, wenn man Hesses Ausserung zur tradierten Form liest, welche - ganz im Gegensatz zu Busoni - Form als «Schema» akzeptiert: «Mit wenigen Ausnahmen war ich mit einer überkommenen Form, einer gangbaren Machart, einem Schema zufrieden, es lag mir nie daran, formal Neues zu bringen, Avantgardist und 'Wegbereiter' zu sein...»
Jedoch ist Hesse vom Pianisten Busoni sehr beeindruckt und fühlt sich ihm offenbar auch menschlich nahe. Dies geht aus einer späten, in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlichten Erinnerung hervor: «...ich sehe Busonis liebes Gesicht versunken über den Tasten hängen...». Die oft erwähnte «Freundschaft» zwischen Busoni und Schoeck war keinesfalls ohne Spannungen. Darauf gibt es mehrere Hinweise in den vorliegenden Briefen, wo Andreae eine vermittelnde Rolle zu spielen sucht. Die Beziehung bleibt jedoch ambivalent: der um zwanzig Jahre jüngere Schoeck wird von Busoni zunächst gefördert. Dieser gibt sich als Schoecks Gönner und Freund, hält aber mit Kritik nicht zurück. Schoeck seinerseits scheint unbeirrt seinen eigenen Weg zu gehen. Zunächst empfiehlt ihn Busoni erfolgreich dem Verlag Breitkopf & Härtel, macht ihn auch mit dem Don-Ranudo-Stoff des dänischen Dichters Ludvig Holberg bekannt, was zu Schoecks erster Oper führt. Schoecks Bericht darüber ist reizvoll: «Als ich nachts so um 10 Uhr eine befreundete Geigerin die Bahnhofstrasse hinunter begleitete, begegneten wir Busoni. Man blieb stehen. Busoni fragte: Wie geht's? Ich sagte: Gut! Nur - ich möchte halt gern eine Oper komponieren; aber dazu fehlt mir leider ein Textbuch. Da lehnte sich Busoni ins Kreuz, seinen berühmten Mantel zurückschlagend, und sprach: Wie wär's mit «Don Ranudo de Calibrados»? Ich fragte: Was ist das für ein Stoff? Ich kenne ihn nicht. Da lud uns Busoni ins «Gotthard» ein und erzählte uns die Fabel ... Holberg war damals sehr bekannt; er galt als der dänische Moliere.» Schoeck und seinem Librettisten, dem Apotheker Armin Rüeger, gefallen der Idealismus und Stolz des Titelhelden sowie die Aussicht auf eine Oper ohne Liebesgeschichte. Bei der Ausarbeitung der Partitur ergibt sich ein guter kollegialer Kontakt zu Busonis engem Vertrauten Philipp Jarnach, der Schoeck bei der Instrumentation berät. Laut Jarnach hat Schoeck auch Busoni regelmässig um Rat gefragt und ihm nach und nach die ganze Partitur der Oper vorgelegt. Während dieser Zusammenarbeit, im Juni 1918, bietet Busoni einen eigenen szenischen Text zur Vertonung an, «Das Wandbild», welchen Jarnach nicht weiter komponieren mag, weil ihn die Mischform (Pantomime, Gesang und gesprochener Dialog) stört.

Von einer ersten Verstimmung ist nach der Uraufführung des «Don Ranudo» im April 1919 die Rede. Sicherlich ist nicht allein der Umstand massgebend, dass Schoeck für Busoni keine Freikarte beschafft hatte. Das Stück selbst fand Busoni zwar «ganz erfreulich, an einigen Momenten sehr gut». Doch die künstlerischen Auffassungen der beiden waren prinzipiell ver-schieden. Busoni kritisierte immer wieder die «deutsche Musik» und meinte damit eine in seiner Sicht einseitig der Beethoven- und Wagner-Nachfolge verhaf-tete Spätromantik, die «Kunst von vorgestern», wie er einmal über den Komponisten Walter Braunfels schreibt. Und dabei ist es besonders das «deutsche Lied», von dem er sich distanziert. «Jarnach selbst schreibt mir zu viele <deutsche Lieder>, von der bedeutsamen Sorte noch dazu», stellt er gar von sei-nem Adlatus fest. Daraus lässt sich erahnen, wie wenig ihm Schoecks Lieder bedeuten mochten. Gleichzeitig muss Busoni erkannt haben, dass Schoecks Ruf als Komponist den seinen bereits zu übertreffen begann. Dies galt vorerst mindestens für Zürich und die übrige Schweiz. «Großes Geschrei über Schoeck's Oper in den Zeitungen. Heute muß jedermann ausgesprochen einem Lande angehören. Liszt und ich werden allein gelassen», beklagt sich Busoni drei Tage nach der Uraufführung des «Don Ranudo».
Immerhin geht die Zusammenarbeit für «Das Wandbild» in freundschaftlichem Ton weiter. Möglicherweise hat aber dann Busonis Kritik an Schoecks «Trommel-stück» den jüngeren Komponisten verstimmt. Denn nach Busonis Rückkehr nach Berlin scheint der Kontakt abgebrochen zu sein, und offenbar hat Busoni schliesslich nicht an der Uraufführung des «Wandbilds» in Halle vom 2. Januar 1921 teilgenommen. Es ist nicht klar, ob daran Busonis Überlastung und daraus folgende Termin-Engpässe schuld waren oder seine - damals noch vorüberge-hende - Erkrankung. Möglich ist auch, dass Schoeck - trotz Busonis 1920 ausdrücklich geäussertem Wunsch der Teilnahme - lieber auf dessen Gegenwart verzichten wollte. Denn immerhin war Busonis Kritik in den Briefen an Andreae inzwischen zunehmend schärfer geworden. Und es ist denkbar, dass Busoni Schoeck meinte, als er Franz Schrekers «ideali-stisch-biederes Interieur» in Berlin mit einer nicht explizit genannten Zürcher Variante verglich.
Erstaunlicherweise aber ist es Andreae, der nach der Uraufführung von Schoecks Oper «Venus» definitiv die Trennung des Komponisten von seinem Li-brettisten, dem Apotheker Armin Rüeger, fordert. Es überrascht nicht, dass ihm Busoni umstandslos beipflichtet. (Aus dem gleichen Schreiben geht hervor, dass es offenbar Schoeck war, der den Kontakt mit Busoni abgebrochen hat.) Schoecks grundlegende Vorbehalte gegenüber dem Komponi-sten Busoni sind in zwei zu verschiedenen Zeiten geäusserten Erinnerungen zu greifen, die - wenn man sie zusammen liest - die deutliche Ablehnung belegen: «Über das Wesen der Inspiration habe ich mich immer wieder mit Busoni gestritten. Meiner Meinung nach darf die Inspiration die Schwelle des Bewußtseins nie ganz überschreiten. Geschieht das nämlich, so habe ich stets den Eindruck des Gemachten.»; und die zweite: «Schoeck erwähnte seine Unterhaltungen mit Busoni. Sein eminentes Können sei unbestritten, Busonis Musik dagegen war Schoeck zu zerebral.»
Das hätte Busoni schmerzlich an einen besonders prominenten Exponenten «deutscher Musik» erinnert, nämlich an Hans Pfitzner und dessen unhaltbare Polemik «Futuristengefahr». Bei «Gelegenheit von Busonis Ästhetik». Hier steckt der gleiche Vorwurf des Intellektualismus latent in jeder Zeile und nimmt an ei-ner Stelle die Form an: «Deutsche Musik ist nicht bloß Gehirnsport, sondern auch Herzenskunst [...].»
Wenn also kaum von einer eigentlichen «Freundschaft» Busonis und Schoecks die Rede sein kann, so liegt der Fall mit Andreae anders. Denn trotz Meinungsverschiedenheiten über «deutsche Musik», die es auch zwischen ihnen gab, trotz der «Beethovenfrage», versichern sie sich ihrer gegenseitigen Freundschaft. So kann die Widmung von Busonis «Sarabande und Cortege» ein intensives Jahr gegenseitiger Bestärkung eröffnen.


Chronik [S. 86-87]

Im Sommer 1919 hatte die Universität Zürich beschlossen, Busoni mit der Verleihung des Ehrendoktors auszuzeichnen. Der spätere Rektor Louis Gauchat berichtete 1926 vor der Öffentlichkeit: «Busoni war eine wieder lebendig gewordene Renaissancefigur, der eine Kunstform zur Darstellung der Idee nicht mehr genügte.
«So gewaltigem Wirken durfte die Universität nicht teilnahmslos zuschauen.
Die erste Sektion der philosophischen Fakultät beschloss im Sommer 1919, Busoni den Doktor honoris causa zu verleihen...


56. Andreaes öffentlicher Brief in der Neue Zürcher Zeitung (1.81919)

57.
Busoni aus Zürich nach Zuoz (Telegramm) (1.8.1919)

58.
Busonis öffentlicher Brief in der Neue Zürcher Zeitung (8.8.1919)