BRUNO GOETZ

DREI GEDICHTE

[ROBERGE B523 (!); cfr. B517]


FEUER IN FEUER

Erdumwandelnd,
eine Feuersäule,
schreckst die Nacht Du
aus Deinem Bannkreis,
und ihre Wölfe
drängen sich winselnd
um Deines Lichtscheins
verdämmernde Grenzen
und scheuen zurück.
Wo Du schreitest,
schlagen die Herzen im Traum
lauter als sonst und höher.
Deine Stimme zwingt
klingend, doch ohne Klang,
schweifendes Leben zuhauf
in den innersten Kammern.
Deine Worte sprengen
die erzenen Tore
mit leisem Spruch.
Und ein Aug tut sich auf
und ein Blick taucht in Deinen,
Feuer in Feuer.


DER GEFANGENE

Der Vogel ist gefangen,
die Welt ist eingeschneit,
die Fenster sind verhangen,
still steht die dunkle Zeit.
Wer bläst im Schnee die Flöte
und kündet mir mein Leid,
als ob er Gruss mir böte?
Still steht die dunkle Zeit.
Bist Du es, Sturmgefährte,
im grauen Wanderkleid?
Das Feuer sich verzehrte.
Still steht die dunkle Zeit.
Was rufst Du den Versunknen?
Was lockst Du sternenweit
den in, sich selbst Ertrunknen?
Still steht die dunkle Zeit.


DER FLÖTENBLÄSER

Viel Masken und Gesichter
halt spielend ich bereit,
bald Freund, bald Feind, bald Richter, -
ich breche in die Zeit.
Ich wars, der Dich berührte
im heiligen Narrenkleid,
ich wars, der Dich entführte,
ich breche in die Zeit.
Ich bin der Herr der Wandlung,
vor Haft und Frost gefeit
im Feuersturm der Handlung,
ich breche in die Zeit.
Ich blase meine Flöte:
mach Dich zum Sprung bereit
in neue Morgenröte!
Brich auf! Zerbrich die Zeit!