Lettera inedita di Yvan Goll
a Ossip Kalenter

[Archivio L. Rodoni
Metz, 30. Oktober 1949

Lieber Ossip Kalenter

Ich will nicht säumen, mein Versprechen zu halten und Ihnen, nach dem gebührenden Dank für Ihre zahlreichen und freundschaftlichen Aufmerksamkeiten, die Texte zu schicken die ich Ihnen versprochen habe. Ich fand sie hier in Metz, in Exemplaren, die mir Bekannte in Amerika oder in der Schweiz antiquarisch aufgetrieben haben, nachdem meine ganze Bibliothek in der Rue Conde verschwunden ist...
Da ist «der Torso» (1918 im Roland-Verlag Dr. A. Mundt in München erschienen) mit folgender Strophe aus der Gedichtreihe «Schöpfung»:

An des dunkels eroberten Ufern
Stand der Mensch, einen Pfeilin der Stirn
Den roten Mund
Offen groß wie einen Triumphbogen:
Hier und da, wenn es ihm einfiel,
Befahl er der kreisenden Sonne zu stehen.

Dagegen befindet sich der andere gesuchte Vers im Gedicht «Süd» Verlag Die Schmiede, Berlin 1924: «Der Eiffelturm»)

Quecksilber hebt die schwarz und weißen Flügel
Und schlummert ein im Arm von Reaumur
Wisch weg von meiner Stirn den Intellekt:
Nichts sein als Kreatur
Über den Zweifeln schlafen schweben sterben

Claire und ich haben den Aufenthalt in Zürich voll genossen. Nicht nur weil die Stadt etwas Beruhigendes hat, nicht nur weil wir gute alte Bekannte wie Sie wiedersahen, sondern weil die Schatten einer großen bedeutenden Zeit wieder vor uns traten. Gerade in dieser Rotunde des Café Terrasse schienen mir von allen Ecken liebe Schatten herüberzuwinken mit denen wir die aufregenden Jahre von 1914 bis 1918 durchlitten und durchlebten. Am linken Ecktisch die Else Lasker-Schüler, die ich vom Café des Westens in Berlin noch kannte, wo ich zur Schar und zum Gefolge des Prinzen von Theben gehörte: ein paar Wochen lang war ich ihr Favorit gewesen. Nicht fern von ihr der schöne prophetische Ludwig Rubiner, der Seiten aus seinem «Mensch in der Mitte» vorlas - am Abend, in der Hadlaubstr. Als unser Nachbar, gab er seine Anmerkungen in privatestem Kreise. Am Nebentisch, im Terrasse, war der gewittrige Leonhard Frank aufgestanden, dessen Buchtitel Der Mensch ist gut die züricher Literatenwelt verblüffte. Kam da nicht Albert Ehrenstein, seinem provisorischen Irrenhaus entsprungen, in dem er vor allen Kriegspflichten geschützt war? Hugo Ball und Emmy Hennings schauten flüchtig herein. Aber Tristan Tzara, der drüben in der Schifflände wohnte, lancierte mit sicherem Blick seine Dada-Bewegung. Wilhelm Lehmbruck ließ sich selten blicken und Elisabeth Bergner [bio] erlebte, nicht hier, aber im nahen Stadttheater, ihre ersten Erfolge.
Ich wundere mich immer, warum noch niemand über diese Zeit geschrieben hat.
Aber nun liegt Zürich schon wieder so fern von uns. Ich machte einen Umweg über Metz, um meine tapfere 82 jährige Mutter zu umarmen. Es ist hier übernacht bitter kalt geworden. Uebermorgen sind wir wieder in Paris.

Beide grüßen wir Sie herzlichst

Yvan Goll

ELSE LASKER-SCHÜLER LINKS

http://ilgiorno.monrif.net/chan/2/15:1427328:/2000/10/23

Else Lasker-Schüler und die Schweiz
http://www.exil-archiv.de/pages/bibliographien/else_schweiz.html

http://www.els.gesellschaft.wtal.de/

http://members.aol.com/woheisch/

http://userpage.fu-berlin.de/~markhall/elsch.html

http://www.else-lasker-schueler.de/

http://www.onlinekunst.de/lasker/Index.htm

http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/hebraeisch/

http://www.goethe.de/os/hon/aut/delask.htm

http://www.richard-dehmel.de/rdehmel/zeitgenossen/lasker-schueler.html

http://www.wuppertal.de/region/alte_synagoge/else_lasker_schueler.html

http://www.uni-stuttgart.de/ndl1/schueler.htm

http://www.igc.org/ddickerson/lasker-schueler.html

http://www.nuovorinascimento.org/delserra/lasker.htm

http://utenti.tripod.it/keraunia/rivista/lasker.html

LEONHARD FRANK LINKS

http://www.wasserburg-inn.de/herbert-huber/HHL93.htm

http://www.alg.de/gesellsc/f-mitgl/leonhard.htm

http://www.pausenhof.de/referate/refdeu/refdeuf005.asp

Yvan Goll (pseud. di lsaac Lang), scrittore franco-tedesco, nato il 29.3. 1891 a St. Dié nei Vosgi, morto il 27.2. 1950 a Parigi.
Ebreo di nascita e vagante tra Germanía, Francia, Svizzera ed America, scrisse in francese e tedesco, seguendo le linee dell'espressionismo, poi del cubismo ed infine dell'ermetismo in qualche dramma, ma specie nella lirica. È assai forte l'interscambio tra surrealismo francese e Goll, che però sa conservare una sua fiabesca libertà espressiva. La sua produzione va dal dramma «Methusatern oder Der ewíge Bürger» (1922) e dalle liriche di «Films» (1914) a quelle di «Der neue Orpheus» (1918), delle «Chansons malaises» (1935), del «Traumkraut» (1951) e dello «Abendgesang» (1954). Molto valore indicativo ed espressivo della personalità globale dei poeta ha il ciclo ballatesco «Jean sans terre» (19361944). In questi ultimi anni la figura e l'opera di Yvan Goll stanno godendo di una meritata rivalutazione.

[Mario Pensa - DIZIONARIO DELLA LETTERATURA MONDIALE DEL 900 EDIZ. PAOLINE] SU