Gerold Fierz
VOLKMAR ANDREAE UND DAS MUSIKLEBEN ZÜRICHS

IV
DER MENSCH

I. KOORDINATEN II. PRAECEPTOR MUSICAE TURICENSIS III. DER KAPELLMEISTER: DIRIGENT UND ORGANISATOR IV. DER MENSCH

Treue, Gemütlichkeit und Humor seien Volkmar Andreaes auffallendste Eigenschaften gewesen - so eine dominante Erinnerung «aus dem Hause»*.

**Frau Ruth Schkölziger-Andreae und Frau Marianne Savoff-Andreae, Töchter Volkmar Andreaes, haben, von der Herausgeberin um ein paar persönliche Erinnerungen gebeten, ein sechsseitiges Typoskript zur Verfügung gestellt, aus dein in diesem, vor allein der «privaten» Persönlichkeit Volkmar Andreaes gewidmeten vierten Abschnitt unserer Einleitung des öftern zitiert wird - durchaus in der Meinung, dass aus persönlich-familiären Erinnerungen der (versuchten) Darstellung eines Menschenbildes gewissermassen von aussen, auf Grund von Quellen und Dokumenten, Akzente zuwachsen können, derer sie unbedingt bedarf.
Treue.
Treue hielt, die mitteilenden Dokumente, wo sie sich häufen, verhehlen es nicht, Volkmar Andreae seinen Dirigenten- und Komponistenfreunden in Basel, Bern und St. Gallen: Hermann Suter (Regesten 1414-1451; vergleiche auch: Hans Peter Schanzlin), Fritz Brun (136-230; Max Favre), Othmar Schoeck. Auch wenn hier, bei Schoeck, die Dokumente versagen: «Er wohnte zu nah, ein Briefwechsel war nicht nötig... oft kam er nach einem Konzert noch für einen Schlaftrunk bei uns vorbei. Er war, entgegen üblen Gerüchten, sehr befreundet mit Vater.» (Erinnerungen, p. 2)

Treu verbunden, und noch über dessen Tod hinaus, blieb Volkmar Andreae Ferruccio Busoni (322-409, auch Gerda Busoni 410-416; Josef Willimann), dem er in den Wirren des Ersten Weltkrieges in Zürich ein sicheres Asyl geschaffen hatte, dem er, selber durch militärische Verpflichtungen beansprucht, des öftern sein Orchester anvertraute, dem er auch sonst vielfältige Möglichkeiten bot, als Komponist, Pianist und Lehrer sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. In der Busoni-Stiftung, um deren Gründung er sich viel Verdienst erwarb und die noch heute angehenden Berufsmusikern, Absolventen der Zürcher Musikberufsschulen, hilfreich ist, lebt die Erinnerung fort. Über nicht weniger als vier Jahrzehnte bewährte sich, von den politischen Stürmen der Zeit zwar, vor allem in späteren Jahren, nicht ganz unberührt, die Verbindung mit dem österreichischen Dirigenten und Komponisten Siegmund von Hausegger, von dem Volkmar Andreae in Zürich immer wieder Werke aufführte, der selber sich etlicher Kompositionen seines Freundes annahm. Beide schätzten sich auch als Dirigenten, freuten sich darüber, als Dirigenten die Podien zu tauschen (614-721). Über mehr als zwei Jahrzehnte währte auch die Verbindung mit Wilhelm Furtwängler; auch sie wurde freilich, wenngleich unter etwas anderen Umständen, in den Strudel der Zeitgeschichte gerissen - ein Brief wie der vom 20. Mai 1936 (571), der sich leidenschaftlich gegen die Beanspruchung der Musik durch die Politik (und das meint hier: durch den Nationalsozialismus) verwahrt, bildet den Hintergrund für jene Polemik um den Dirigenten, den der Brief vom 30. August 1948 (samt beigefügten Dokumenten) zum Ausdruck bringt (575-579). Darin bezieht sich Furtwängler auf die Angriffe der Sozialdemokratischen Partei Zürichs in einem «Tagblatt»-Inserat gegen ihn und meint, es werde ihm unmöglich sein, in Zukunft weiter in Zürich zu dirigieren, wenn nicht die Freunde seiner Kunst eine Möglichkeit fänden, diesen Angriffen wirksam entgegenzutreten.
Freundschaftliche Beziehungen verbanden Volkmar Andreae auch mit anderen Dirigenten: mit Hermann Abendroth (1-28), Walter Braunfels (91-133), Fritz Busch (299-313), Felix von Weingartner (1493-1521). Sie dauerten über Jahre, oft Jahrzehnte, waren freundschaftlich viel mehr als bloss kollegial, und sie wurden erst durch den Tod gelöscht. Mitunter endeten sie freilich auch in der Ungunst der Zeit - mancher Brief führt mitten in eine unselige geschichtliche Verwirrung, lässt sie mindestens ahnen. Plötzliches Schweigen deutet Brüche an - gewollte, ungewollte, zeitbedingte. Treue, kollegiale und freundschaftliche, auch hier!
Treue aber auch, und vor allem, gegenüber den Solisten von Volkmar Andreaes Konzerten: Instrumentalisten, Sängerinnen, Sängern. Es gab «keinen Winter ohne Adolf Busch und Rudolf Serkin, keinen ohne Robert Casadesus» (Erinnerungen, p. 1). Es waren noch mehr: Pablo Casals, treuer Gast der Konzerte Volkmar Andreaes über vier Jahrzehnte hinweg, Edwin Fischer und Carl Flesch, nicht viel weniger lang, Henri Marteau, den Volkmar Andreae einmal (um 1909) als Konzertmeister und als Lehrer am Konservatorium nach Zürich zu ziehen versucht hatte, der dann aber, nachdem sich diese Pläne zerschlagen hatten, als Solist immer wieder zurückkehrte.
Es waren Sängerinnen und Sänger nicht zuletzt, denen Volkmar Andreae die Treue hielt: «Ein Karfreitagskonzert mit einer anderen Altistin als Ilona Durigo wäre, solange sie zur Verfügung stand, undenkbar gewesen, ebenso möglichst immer mit Erb und Schey.» (Erinnerungen, p. 1) Es müsste hier auch Emilie Welti-Herzog genannt werden: eine Schweizer Sopranistin, deren Name in den Konzerten von Volkmar Andreaes ersten Zürcher Kapellmeisterjahren immer wieder auftaucht (1528-1541).
Johann Martinus Messchaert, der niederländische Sänger (Bassbariton), sei nicht vergessen: Er war bereits ein anerkannter Konzertsänger, Interpret Hector Berlioz' nicht zuletzt, als ihn Volkmar Andreae ein erstes Mal nach Zürich holte («La damnation de Faust» stand auf dem Programm). Die Zusammenarbeit währte bis zum Tode des Sängers (am 10. September 1922). In den letzten Jahren hatte Messchaert noch als Lehrer am Zürcher Konservatorium gewirkt (dessen Direktor Volkmar Andreae im Jahre 1914 geworden war). Die Trauerrede des Freundes - sie findet sich in unserer Sammlung (1098) - ist ein bewegendes Dokument: Zeugnis einer Freundschaft, die über das Berufliche, den so oft geübten gemeinsamen Dienst an der Musik, weit hinausging, in ihrer Betroffenheit tief ins Menschliche drang.
Doch die tiefste Treue - und tief nicht nur, weil sie am längsten währte und am unverbrüchlichsten war - hielt Volkmar Andreae seinem Orchester, dem Tonhalle-Orchester.
«Oft sagte er Engagements ab, weil er Proben und Konzerte in Zürich nicht verpassen wollte.» (Erinnerungen, p. 1) Es war nicht nur das: Schon als junger Dirigent, er stand, zweiunddreissigjährig, gerade in seiner fünften Saison als Kapellmeister des Tonhalle-Orchesters, widerstand er der Versuchung einer höchst ehrenvollen Berufung nach New York - wo Gustav Mahler, auf den Tod krank, in die alte Heimat zurückgekehrt war und eine schwere Lücke hinterlassen, ein damals schon (und nicht zuletzt durch ihn) berühmtes Orchester beinahe fluchtartig verlassen hatte.
Als Friedrich Hegar, der Vorgänger Volkmar Andreaes, am 3. April 1906 aus seinem Amte schied, hielt er an dem Bankett, das sich an sein Abschiedskonzert anschloss, eine Rede, die insgesamt eine vortreffliche, eine mit köstlichen Anekdoten gewürzte, aber gleichwohl analytisch scharfe Darstellung des Zürcher Musiklebens jener Zeit darstellte (sie ist im Jahresbericht 1905/06 [13] der Tonhalle-Gesellschaft in extenso abgedruckt - jedem am Zürcher Musikleben von einst Interessierten zur amüsant-aufschlussreichen Lektüre herzhaft empfohlen!*).

*Der hier erwähnte Jahresbericht (1905/06) kann in den Archivalien der Tonhalle-Gesellschaft, die sich im Stadtarchiv Zürich befinden, von jedermann eingesehen (und am Ort photokopiert) werden.


Er schloss sie mit der Bemerkung, er scheide mit dem beruhigenden Gefühl aus dem Amte, dass das, was er gepflanzt habe, guter Pflege übergeben werde; dass es Landeskraft sei, die ihn ersetzen werde, freue ihn ganz besonders. «Auch in unserer Kunst dürfen wir uns unseres Schweizertums freuen.» Sollte hier an das Geheimnis gerührt sein, das Volkmar Andreae so treu und unbestechlich in Zürich und bei Zürichs Orchester, das ihm anvertraut war, bei allen anderen Aufgaben, die er sich als «praeceptor musicae turicensis» aufgeladen hatte, hielt?
Volkmar Andreae (es ist hier wohl der rechte Ort, darauf hinzuweisen) war seit seiner Rekrutenschule (1899) ein begeisterter Soldat: Er hatte hier, beim Militär, wie dort, in der Musik, keinerlei Identitäts-Probleme, keine (inneren oder äusseren) Hindernisse, sich eine glückliche und erfolgreiche Laufbahn aufzubauen. Von 1913 an und während des ganzen Ersten Weltkrieges kommandierte Major Volkmar Andreae das traditionsreiche Schützenbataillon 3. Er wurde noch zum Oberstleutnant ernannt. Ist es vermessen, zu folgern, dass der militärische Dienst die Persönlichkeit geprägt, mindestens ein paar Züge dieser Persönlichkeit mitbestimmt, sich auch im Musiker akzentuiert habe? Wer sich an den Dirigenten erinnert, weiss, wie sicher und fest er (mindestens in den späteren Jahren seiner Kapellmeistertätigkeit) auf dem kleinen Podium vor dem Orchester stand, wie wenig er zu ausladender Bewegung neigte, wie dezidiert und exakt seine Zeichen waren. Und wenn sein Konzertmeister über viele Jahre hinweg, Willem de Boer, davon redet, dass Volkmar Andreae stets ernst und zielbewusst, konzentriert und sachlich geprobt, an die Arbeit nie überflüssiges, ermüdendes Gerede gewendet habe: bestätigt er damit nicht (auch) Eigenschaften des guten Soldaten?
Volkmar Andreae war nicht nur der künstlerische Erzieher eines Orchesters. Er war auch sein Vater. Mit feinem Takt und grossem Enthusiasmus, mit lebendiger Intention und doch sachlich (so wiederum Willem de Boer) arbeitete er; geistige Beweglichkeit und Humor standen ihm zu Gebote. Er verstand es, seine Musiker für sich einzunehmen, aber seine Musiker wussten auch, dass er für sie da war - nicht nur in musikalischen, sondern auch in privaten, persönlichen Angelegenheiten. Mag er auch (mitunter) autoritär gewesen sein, seine Autorität auch geltend gemacht haben: ein Despot war Volkmar Andreae nie. Despoten sind humorlos, und eben das war er nicht. Er machte gerne Spass, gewann sich damit seine Musiker; er liess aber auch einen Scherz, der aus dem Orchester kam, wohlgelaunt gelten. Sigrid Onegin, in Zürich oft zu hören, schrieb einmal, nach einer Aufführung von Händels «Messias», die sie begeistert hatte: «Ich muss Ihnen aber sagen, dass Ihre ganzen Chöre - kurz alles was Sie taten, mir einen grösseren Eindruck machte, als meine 6 Toscanini-Konzerte nebst 14!! Proben, die ich gerade hinter mir habe. [...] Sie sind ein ganz wunderbarer Musiker und dabei ein so lieber, gütiger Mensch.» (1141)
Volkmar Andreae hielt treu zu diesem seinem Orchester, und er stand zu den Aufgaben, die er in der Stadt, die so sehr zu einer echten Vaterstadt geworden war, übernommen hatte. Das hinderte ihn nicht, gelegentlich im Ausland zu dirigieren, Kontakte mit anderen Orchestern aufzunehmen, wo sie sich ihm boten. Und sie boten sich zahlreich genug! Auch wenn sein offizieller Arbeitgeber, die Tonhalle-Gesellschaft, ihm mitunter ein wenig säuerlich auf die Finger zu schauen sich nicht versagen mochte (von der 302. Sitzung ihres Vorstandes, am 15. Oktober 1906, wurde protokolliert, dass Herr Andreae zwar für ein Konzert in Frankfurt beurlaubt, Friedrich Hegar als Ersatzdirigent vorgesehen werde, dass aber «principiell» beschlossen sei, «dass die jeweilige Stellvertretung des Kapellmeisters finanziell zu dessen Lasten falle... ), dirigierte Volkmar Andreae doch vom Anfang seiner Zürcher Laufbahn an fast jedes Jahr mindestens einmal im Ausland, oft in Deutschland und Österreich, aber auch in Frankreich und England, in Polen, Schweden, Italien, Spanien. Werke von Mozart, Beethoven, Berlioz, Brahms, Wagner und Richard Strauss bildeten in den ersten Jahren, die Sinfonien Bruckners später die Schwerpunkte solcher Gastspiele.
Volkmar Andreae erhielt auch Angebote aus Nord- und Südamerika, doch schlug er sie alle aus, weil sie allzu lange Abwesenheiten von Zürich mit sich gebracht hätten. (Es gab damals noch keine Flugzeuge, die tausend Kilometer in einer einzigen Stunde hinter sich bringen; Schiffsreisen waren das Mittel für weite Distanzen.) Dass der künstlerische Ruf Volkmar Andreaes weit über die Grenzen Zürichs, selbst der Schweiz, hinausgedrungen war, machen zwei Briefe deutlich, die beide in den späten Fünfzigerjahren geschrieben wurden: Hans Rosbaud, der Zürichs Musikleben in der Zeit nach Volkmar Andreae entscheidend formte, sagte: «Ihre Künstlerpersönlichkeit hat nicht nur das Musikleben Zürichs geprägt, sondern darüber hinaus internationale Bedeutung erlangt. » (1279) Und Bruno Walter schrieb, in seinem Gratulationsbrief zum achtzigsten Geburtstag Volkmar Andreaes: «Die Gesamtbedeutung aber Ihrer edlen Lebensleistung in einer musikalisch so problematischen Epoche wie der jetzigen steht vor aller Augen als ein weithin wirksames und mahnendes Beispiel.» (1484)
Volkmar Andreae «liebte seine Familie über alles, fühlte sich wohl zu Hause und scheute ausgedehnte Konzertreisen» (Erinnerungen, p. 1).
Gemütlichkeit, Humor.

Siegfried Ochs, der deutsche Dirigent, bedankte sich einmal, mit Zeilen vom 31. Mai 1910, «für die Genüsse künstlerischer und geselliger Art, ...die uns durch Ihre Vermittlung geboten worden sind» (1133). In den Erinnerungen der Familie ist ein gesellig-gemütlicher Aspekt von Volkmar Andreaes Naturell noch sehr lebendig: Es gab - vom Hausherrn selber sehr geschätzt - das unter vielen Musikern, alten und jungen, berühmten und unbekannten, beinahe legendäre «Wurstessen» vom Donnerstagmittag. Dazu fand sich ein, wer gerade Zeit und Lust (und Hunger) hatte, wer gerade in Zürich weilte; jeder durfte auch einen Gast mitbringen. «Besonders Durigo und Krenek gehörten regelmässig dazu während ihrer Zürcher Zeit.» (Erinnerungen, P. 4)
«Sein ganzes Leben war er fröhlich, immer voller Scherze. Er liebte die Wortspiele. Dieser Humor verliess ihn auch im Alter nicht. Als er, über 80jährig, nicht mehr gut gehen konnte, pflegte er zu sagen: 'Ich war 80 Jahre gesund, jetzt ist nur eben meine Geh-Saite etwas verstimmt'.» (Erinnerungen, p. 6)
Humor schaffte Humor: Zu Volkmar Andreaes Zeiten war es im allgemeinen nicht üblich, dass Solisten im Hotel wohnten; das Andreaesche Haus stand ihnen, neben Häusern anderer Zürcher Familien, stets offen. «Und dank dem gemütlichen und humorvollen Wesen unseres Vaters geschah dies auf sehr familiäre Weise. So konnte es vorkommen, dass man bei der Heimkehr aus der Schule von Hindemith aus dem Hundshäuschen heraus angebellt wurde, dass Hermann Hesse ...auf vier Beinen, die Arme in Papas Militärstiefeln, als Kinderschreck zur Türe hereinkam. Es gab sich auch, dass Strawinsky uns im Auto zur Schule brachte, Turczinsky die Ovomaltine rührte oder dass Fritz Busch plötzlich im Übungszimmer erschien und eine herrliche Fantasie über unsere Czerny-Etüde improvisierte.» (Erinnerungen, pp. 2 f.) Im Musiksaal des Hauses Andreae, der im Halbrund weit in den Garten ragte, übten Ferruccio Busoni, Pablo Casals, Max Reger. Hier spielten auch Komponisten, unter ihnen immer auch junge Schweizer, dem Herrn Kapellmeister, der sich im häuslichen Bereiche so gar nicht «kapellmeisterlich» gab, ihre neuen Werke vor (Erinnerungen, P. 4).

Volkmar Andreae hat in seinem langen und erfüllten Leben viele Ehrungen erfahren. Orden hat er, als Offizier der Schweizer Armee, beharrlich abgelehnt. Auszeichnungen aber, Medaillen, Ernennungen zum Ehrenmitgliede finden sich in seiner Hinterlassenschaft recht viele. Sie mögen ihn allesamt herzlich gefreut haben, doch keine tat es wohl mehr als die Urkunde, die ihn mit dem Tage des 18. April 1914, dem Dies academicus der eben an diesem Tage eröffneten neuen Universität Zürich, zum Doktor der Philosophie ehrenhalber ernannte - verliehen «dem Tondichter und vor allem dem feinfühligen und temperamentvollen Leiter der grossen Zürcher Konzerte, in denen er seine Interpretationskunst mit derselben Liebe klassischer und moderner Kunst widmet». Er liebte die Würde, die ihm mit dieser Ernennung verliehen war, aber mehr als den «Herrn Doktor» schätzte er den einfacheren, kollegialeren «Doktor» - mit dem ihn anreden durfte, wer ihm, ohne schon zum familiären «Du» vorgestossen zu sein, freundschaftlich verbunden war. Die Musiker seines Orchesters nicht zuletzt...
Viele dieser Auszeichnungen, vor allem die späteren, kreisen um den Namen Anton Bruckners. Als Interpret Bruckners hat Volkmar Andreae in Zürich eine Tradition geschaffen, die weiterlebte und noch heute lebt. Bruckner hat ihn, vor allen anderen Meistern, in sein «otium cum dignitate» begleitet.
Denen aber, die ihn als Kapellmeister des Tonhalle-Orchesters miterlebt haben, ist er als ein universaler Musiker in Erinnerung - als ein Dirigent, der aus souveränem Überblick, vor allem aber aus Liebe zu allen Epochen der Musikgeschichte, so weit sie das öffentliche Musikleben unserer Zeit integriert hat, zu musizieren verstand.