IL CARTEGGIO

FERRUCCIO BUSONI - VOLKMAR ANDREAE


a cura di Joseph Willimann


Chronik [S. 86-87]

Im Sommer 1919 hatte die Universität Zürich beschlossen, Busoni mit der Verleihung des Ehrendoktors auszuzeichnen. Der spätere Rektor Louis Gauchat berichtete 1926 vor der Öffentlichkeit: «Busoni war eine wieder lebendig gewordene Renaissancefigur, der eine Kunstform zur Darstellung der Idee nicht mehr genügte.
«So gewaltigem Wirken durfte die Universität nicht teilnahmslos zuschauen.
Die erste Sektion der philosophischen Fakultät beschloss im Sommer 1919, Busoni den Doktor honoris causa zu verleihen, die höchste Ehrung, die die akademische Welt verleihen kann. Eine kleine Abordnung brachte die Nachricht in dieses Haus [Scheuchzerstrasse 36]. Der Meister war sichtlich ergriffen. Wir erwarteten, dass er seinem Empfinden in einer Fuge Bachs Ausdruck geben würde. Der Flügel war offen. - Er aber schüttelte das Haupt. Es war ihm in diesem Moment nicht möglich. Aber als er, wenig später, das Diplom erhielt, das Theodor Vetter als Rektor und Gotthold Lipps als Dekan unterschrieben hatten, antwortete er prompt mit einem anderen Doktor, den er für uns bereit hielt. Das war der Doktor Faust, das Textbuch seines letzten Werkes, das er der philosophischen Fakultät gewidmet hatte. Bald darauf schied er von Zürich und trat seinen letzten Weg an.» [1.]
Gerda Busoni berichtet in ihren Erinnerungen: «Eines Julimorgens 1919 in Zürich sagte Ferruccio zu unserem Hausmädchen: 'Heute kann ich keinen Menschen empfangen. Weisen Sie bitte jeden ab, ich habe noch sehr viel zu tun.' Kaum 5 Minuten später klingelte es. Ein Herr stand an der Tür und frug, ob der Herr Professor zugegen sei. Das Mädchen sagte: 'Herr Professor kann heute niemand empfangen!', worauf der Besucher erwiderte: 'Das wird er sehr bereuen, denn es wird ihm eine wichtige Botschaft gebracht.' Dies musste das Mädchen natürlich melden, und eine Viertelstunde später erschienen 4 oder 5 Herren in Strohhüten und überhaupt ziemlich inoffiziell angezogen. Sie waren alle Professoren von der Universität. Ferruccio empfing sie, und einer der Herren hielt eine wunderbare Rede, so dass Ferruccio die Tränen in die Augen traten, und ich meine Rührung noch viel weniger beherrschen konnte. Es wurde Ferruccio das Ehrendoktor-Diplom der Universität Zürich überreicht. Er dankte bewegt für diese hohe Ehrung, und mich begrüßten sie alle mit den Worten: 'Gratuliere auch, Frau Doktor!'» [2]

1 Zit. nach Jelmoli 1926, S. 9 f.
2 Gerda Busoni, «Erinnerungen an F. Busoni», hrsg. v. Fr. Schnapp, Berlin 1958, S. 22.


56. Andreaes öffentlicher Brief in der Neue Zürcher Zeitung (1.81919)


57. Busoni aus Zürich nach Zuoz (Telegramm) (1.8.1919)


58. Busonis öffentlicher Brief in der Neue Zürcher Zeitung (8.8.1919)