MOPP
(Max Oppenheimer)

RITRATTO DI FERRUCCIO BUSONI

MENSCHEN FINDEN IHREN MAHLER
Zürich 1938, pp.32-33
Vor der Stadt Zürich, draußen, wo grüne Linien die Häuser einfrieden, wohnte während des Krieges Busoni in einem freiwilligen Exil. - Oftmals war ich die steilen Straßen hinaufgestiegen, um an seinem Porträt zu malen. Einst kam ich zu früh zur Sitzung. Durch eine weitgeöffnete Glastüre sah ich ihn im Nebenzimmer in weitfaltigem grauem Samtkittel vor dem Klavier. Ein Jugendwerk von Mozart erklang. Wie Kaskaden hüpften Terzengänge, kicherten kurze Triller, dann ein Hinübergleiten in Melodisches, und breite Akkorde dröhnten und wurden wieder abgelöst.
Das Klavier klang wie ein Orchester, hatte surrende Bässe, Paukenwirbel, lispelnde Geigen, Flöten und Gernecker von Klarinetten. Hingebung und das Gefühl des Unbeobachtetseins gaben der Erscheinung und dem Spiel etwas Entrücktes. Aus den weichfaltigen Aermeln krochen seine athletischen, muskelbepackten Finger, graue Haarlocken überschatteten seine Stirne. Mit Spannung hing sein Blick an den vibrierenden Drahtsaiten des geöffneten Flügels oder er sah an die Decke, dann wieder senkte er sich und war wie abgewandt. Ein Geräusch machte ihn aufhören, und als er mich erblickte, sagte er tränenüberströmt: »Hast du dies gehört? Das hat das Kind mit vierzehn Jahren komponiert!« Dieser Eindruckward bestimmend für mein Bild.