MOPP
(Max Oppenheimer)

RITRATTO DI ARTHUR SCHNITZLER

MENSCHEN FINDEN IHREN MAHLER
Zürich 1938, pp. 29-31
Dem Bildnismaler stellen sich zwei schwer zu überwindende Hindernisse entgegen: Kampf mit dem Material und Kampf mit dem Objekt, das heißt mit dem Darzustellenden.
Der Künstler, der bei jedem Werk ein Stück Zeitausdruck schafft, der sich genügen will und nicht zum beflissenen Werkzeug seines Auftraggebers herabsinkt, kommt mit seiner Auffassung fast immer in Widerspruch mit der des Dargestellten. Dieser hat meist keine Vorstellung von seinem Wesen, weiß nicht, wie er aussieht, kennt nicht die zuckenden Brauen und nicht die gefalteten Linien seiner Stirn, das Gekräusel an seinen Schläfen, das Glatte oder Rauhe seiner Haut, die gelösten oder gekrampften Finger. Dazu kommt noch, daß die farbige Erscheinung, die sich dem Maler präsentiert, losgelöst werden muß von allen Zufällen des Lichts, daß er ins Dunkle rückt, was der Besteller zeigen will, und daß er Operationssaalhelle über Dinge breitet, die man versteckt wissen möchte.
Bei jedem Porträt kommt es darauf an, einen Typus zu schaffen, der zeitlich losgelöst ist, so daß er Bestand hat auch dann noch, wenn seine Gegenwartswirkung erfüllt, abgelaufen ist. - Ein Bildnis soll so gute Malerei sein, daß es bestehen und weiterleben kann, selbst wenn die Interessen, die es hervorriefen, völlig vergessen sind, denn endgültig geht es nicht um ein Konterfei, sondern um das - Kunstwerk.
Arthur Schnitzler war zunächst nicht völlig überzeugt von meiner Auffassung seiner Person. Er hielt sich für ausgeglichener, als er in Wirklichkeit war. Während der Sitzungen in meinem kahlen Atelier schrieb er unaufhörlich auf Zettel, sogar im Stehen noch, an einem großen Theaterstück, dem »jungen Medardus«, und er schien sehr besorgt und ganz erfüllt von seinem Werk. Als das Bild beendet war, erklärte er es für sehr gelungen, denn auch beim Malen käme es aufs Regieführen an, wie er sagte, und durch Wegstreichen steigere man oft die Wirkung; dies hätte er eben erst gelernt.