MOPP
(Max Oppenheimer)

RITRATTO DI RICHARD STRAUSS

MENSCHEN FINDEN IHREN MAHLER
Zürich 1938, pp. 54-56
»Mein Porträt malen Sie am besten in der Oper!« - denn in dem geschmückten weiten Hauptsaal seiner Villa war zerstreutes Licht, das von überall hereindrang, und an den Wänden hielten gotische Figuren und Gemälde den Blick gefangen. - Das kleine Direktionszimmer der Oper, in dem einst Gustav Mahler arbeitete, schien geeigneter. Allein auch dort wollte es zunächst nicht gelingen; denn unaufhörlich kamen Leute. - - - Eine Sängerin holte sich Rat einer Rolle wegen und dann trällerte sie ein paar Takte ... la - li - la - li - lalo - la - li - la - li - lala ... Dann erbat man seine Widmung mit Unterschrift und wies ein samtrotes Album vor. - Darauf erschien ein Maestro, der unter Verneigungen seine Aufwartung machte, mit einer Notenrolle und Löwenmähne, die er beide vor meiner begonnenen Leinwand aufs heftigste schaukelte. Zwei Musiker drangen vor, blätterten umständlich in einer Partitur. Der eine setzte sich an das Klavier, in dem er hörbar den Deckel aufklappte. »Einen Augenblick, bitte!« ... und zu mir: »Sie entschuldigen ... « Ratlos sahen wir einander an. . . »Vielleicht malen Sie im Orchester, während ich die 'Aegyptisdie Helena' dirigiere?«
Abends hatte ich mich mit meiner Staffelei im versenkten Orchester gegenüber dem Dirigentenpult und mit dem Rücken zur Bühne postiert, als sich der Vorhang hob. Man hatte im streifigen Grünlicht der Notenpultlampen nur undeutlich sehen können, jetzt erschien von der Szene her starkes Leuchten, das seinen würdevollen Kopf plastisdi hervortreten ließ. Als das Orchester zu spielen begann, hob er die Arme, als wollte er alles zu sich heranziehen, und schob, als das Tönen zu stark ward, die Hand mit dem Stäbchen wie abwehrend vor. Als Tontnassen heranrollten, erhob er sich leicht von seinem Sitz, um zurückzusinken, sobald sie verebbten. Das Auf und Nieder dieser eindringlichen Musik spiegelte sich unaufhörlich in seinen Zügen. - Längst hatte ich zu arbeiten aufgehört - bezwungen von diesem seltenen Schauspiel einer sich stets erneuernden, beherrschten Erregung. - - -
Tags darauf aber malte ich, ohne innezuhalten, in einem Zuge und dreimal überlebensgroß, dieses feierliche Antlitz.