MOPP
(Max Oppenheimer)

RITRATTO DI JOSEPH SZIGETI

MENSCHEN FINDEN IHREN MAHLER
Zürich 1938, pp. 38-39
Sein Bildnis malte ich in großen Abständen; oft lagen Wochen zwischen den Sitzungen, denn er hatte keine freie Minute, keinen Augenblick Zeit, war immer in Bewegung, umgeben von jungen Leuten, die seine Schüler waren, und im Begriffe, einen Hausstand zu gründen, denn er war verlobt und wollte heiraten. Sobald man einander traf, sagte er: Ach habe ein schlechtes Gewissen des begonnenen Bildes wegen, aber ich komme, komme bestimmt - nicht wahr, Wanda?« Und dann sah er seiner entzückenden blonden Braut in die dunklen Augen, die einverständlich lächelten, und - kam nicht. Aber er schickte zwei junge Menschen, Schüler, die seine venezianische Violine brachten, um sie in der Stellung zu halten, die er ihnen angegeben hatte und die sie erstaunlich genau nachzuahmen vermochten. Da standen sie nun und hielten die Geige ihres Meisters, die ich noch zu malen hatte, denn zum Vorteil des Porträts waren Gesicht und Hände schon in den ersten Sitzungen entstanden, so daß mich dieser »Ersatz« nicht sonderlich störte. Denn selbst wenn sie spielten, hatten sie seine leicht abgewandte Haltung des Kopfes, dieses »ln-das-Instrument-Hineinhören«, das für ihn so charakteristisch ist. Nur eines hatten sie nicht: die Ausdrucksgewalt und leidenschaftliche Intensität seines-Spieles. - Man hat diese Ausdrucksfähigkeit durch sein Ungartum zu erklären versucht, hat nachweisen wollen, daß solch Temperament magyarischer Herkunft sein müsse. Ich aber glaube, daß diese Intensität allen wahren Künstlern eigen ist. Mögen sie nun Poeten, Musiker oder Maler sein.