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NORBERT SCHMITTBERG UND «DIE TOTE STADT»
VON ERICH WOLFGANG KORNGOLD


Testo pubblicato per gentile concessione della direzione della Dramaturgie
che il curatore di questa Web Site ringrazia di cuore.


© Opernhaus Zürich

Franz Welser-Mösts Einschätzung des Paul als «höllischste Tenorpartie der Opernliteratur» kann Norbert Schmittberg nur bestätigen. Er vermutet, dass dem Komponisten eine Mischung aus Jon Vickers und Fritz Wunderlich vorgeschwebt haben mag, indem er um die extrem hohen lyrischen Partien dieser Rolle, wie etwa «Glück, das mir verbleib», noch einen ganzen «Tristan» herumkomponiert hat. Zu den extremen sängerischen Anforderungen, die sich allenfalls mit der Titelpartie in Zemlinskys «Zwerg» vergleichen lassen, die allerdings nur ein Drittel der Zeit der «Toten Stadt» umfasst, gesellt sich der Umstand, dass es für Paul während der Dauer der gesamten Oper keinen Moment der Entspannung gibt. Doch Norbert Schmittberg, der sich selbst als extremen Menschen bezeichnet, liebt diese Herausforderung, der er sich seit 1999 zum vierten Mal stellt. Nachdem er seither ca. 25 Vorstellungen gesungen hat, geniesst er es, die Rolle in- und auswendig zu kennen und sich auf die Lesart der Zürcher Neuproduktion einzulassen, in der er auch seiner Schauspiellust frönen kann, wiewohl der sängerische Drahtseilakt gewisse Einschränkungen auferlegt.

In Zürich gelangt das Werk ungestrichen zur Aufführung, doch erinnert sich Norbert Schmittberg daran, in seiner ersten Karlsruher Einstudierung dieses Werkes Einblick genommen zu haben in die dort aufbewahrte Dirigierpartitur von Korngold. Der Komponist selbst hat dort zahlreiche Striche angegeben, die wohl auf die damaligen Produktionsbedingungen zurückzu führen sind. Besonders interessant aber, dass er bei Pauls Beschreibung der vorbeiziehenden Prozession, die von gewaltigen Orchestermassen begleitet wird, anmerkte: «Tenor hier nicht singen». Bei dem hohen Anteil auch an interpretatorischer Aussage, die Erich Wolfgang Korngold dem Orchester anvertraute, indem er dessen Funktion ganz «im Dienste von Stimmung, Schilderung und psychologisch-dramatischer Charakteristik» wissen wollte, ist es für den Sänger selbstverständlich, dass die Stimmen sich hin und wieder dem Orchester unterordnen müssen um des Gesamteffektes willen. Auf diese, seine erste Zusammenarbeit mit dem Orchester der Oper Zürich freut sich Norbert Schmittberg schon jetzt, drängte sich ihm doch bei der kürzlich besuchten «Tannhäuser»-Aufführung unwillkürlich der Gedanke, auf: «Wie schön ist es, Musik zu machen.»

Der aus Köln gebürtige Tenor hatte im Übrigen einen etwas ungewöhnlichen Einstieg ins Opernfach: Nach einem Violinstudium und neben seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er Gesang, um 1990 sein erstes Engagement als Chormitglied an den Städtischen Bühnen Münster anzutreten. Von dort engagierte in John Dew 1997 wegfürseineerste solistische Opernpartie - den Max in Webers «Freischütz». Es folgte der Aeneas in Berlioz «Les Troyens» und bald darauf war er auch in Partien wie Don José, Florestan, Werther, Hans («Die verkaufte Braut»), als Pfitzners «Der arme Heinrich» und als Erik in «Der fliegende Holländer» an verschiedenen Häusern zu hören.