CHERYL STUDER

 

«Und plötzlich glaubt man selberwieder an Ideale!» Zu diesem erfreulichen Fazit gelangt Cheryl Studer nach intensiver Beschäftigung mit «Arabella», in der sie die Titelpartie als Zürcher Haus-Debüt singt. Genau das ist es ihrer Ansicht nach, worum es in dieser Oper geht: um das Streben nach Idealen, um die Hofinung und das Vertrauen auf Höheres inmitten eines Lebens voller Banalitäten. Hofmannsthal und Strauss arbeiten diesen Kontrast genau heraus und stellen beide Extreme einander gegenüber, im Wissen, dass sowohl das Alltägliche wie auch die höheren Werte Teile unserer Existenz ausmachen und erst zusammen ein Ganzes bilden.
Heute aber, meint Cheryl Studer, in einer das Reale überbetonenden Welt, getraue man sich ja fast nicht mehr, an Idealen festzuhalten. Dieser Glaube an Höheres sollte jedoch nicht als altmodisch abgetan werden, das wäre der Anfang vom Ende. In der «Arabella» gehören z. B. die drei Verehrer Arabellas zur banalen, aber auch komischen Seite, Arabellas starker Glaube an die Existenz der tiefen, wahren Liebe gehört der Ideal-Seite an. Strauss, der oft Verkannte und gelegentlich als «kitschig schreibender Scharlalan» Verschricene, setzt seine «blumige, parfümierte» Musik bewusst als Basis zur lllustration der herrschenden Scheinwelt ei n. Die eigentlichen Pointen liegen über dieser Schicht. Und diese Momente der Wahrheit mit Regisseur Götz Friedrich - Cheryl Studers ehemaligem Chef an der Deutschen Oper Berlin - herauszuarbeiten, ist für die Sängerin besonders schön und spannend. «Wahrheit durch Einfachheit im Ausdruck» könnte das Motto sein, der oft vernachlässigten Oper «Arabella» neue Frische und Glaubwürdigkeit zu verleihen.
© Opernhaus Zürich. Pubblicato con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie.