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RECENSIONE SUL TAGES ANZEIGER

18.02.1998

 

Ist Italo Montemezzi der grosse Vergessene der italienischen Oper um 1900? Ist sein Hauptwerk "L'amore dei tre re" das verkannte Meisterwerk an der Stilwende? Die Bregenzer Festspiele wollen es wissen und präsentieren "Die Liebe der drei Könige" im kommenden Sommer in ihrem Festspielhaus. Und auf CD ist endlich die verdienstvolle Einspielung Nello Santis aus dem Jahre 1976 zugänglich. Der Maestro darf con brio schwelgen, grell-saftige Orchesterklänge entfalten und sich erst noch auf ein erstklassiges Team stützen: Anna Moffo gegen Ende ihrer kurzen Karriere, mit viel Vibrato und noch mehr Sex in der Stimme; Placido Domingo als aufsteigender Tenorstar; Pablo Elvira als hoffnungsverheissender Bariton und der charaktervolle Bass von Cesare Siepi bei einem seiner späten Auftritte.
Freilich wollte Montemezzi mehr als bloss Kraftfutter für potente Stimmen liefern. Sein Werk mit mittelalterlichem Stoff schaut zu Wagners "Tristan" zurück, schielt zum Impressionismus à la Debussy und scheut selbst den Seitenblick zu Kollege Puccini keineswegs. Doch am meisten in dieser kühnen und keineswegs uninspirierten Mixtur sticht der "decadentismo" des Fin de Siècle ins Ohr. D'Annunzio mit seiner schwülstigen Todessehnsucht ist der geheime Pate der drei Könige, die so vehement die schöne Fiora lieben. Die Sache endet übel, am Schluss sind alle tot ausser dem uralten, blinden Archibaldo. (mg)

Montemezzi: L'amore dei tre re (RCA 74321 50166, 2 CD).