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 CAST

MAGAZIN OPERNHAUS ZÜRICH

[© Magazin Opernhaus Zürich. Testo pubblicato
con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie]

 

Chef-Dirigent Franz Welser-Möst, der mit dem «Rheingold» seine vierte Wagnerpremiere am Opernhaus Zürich dirigiert, legt in den entsprechenden Passagen daher besonderen Wert auf die Textverstandlichkeit. Während in den Dialogen und Erzählungen etwa des «Siegfried» oder der «Götterdämmerung» ein Teil des Sinngehalts durch die leitmotivische Struktur des Orchesterkommentars gewährleistet wird, bleibt dieser im «Rheingold» oftmals dem gesungen Wort vorbehalten. Der vergleichsweise schlanke Orchestersatz macht eine grössere Textverständlichkeit im «Rheingold» damit gleichermassen moglich wie notwendig, und Wagners präzise Kunst der Textvertonung diLtiert an vielen Stellen nicht nur die Dynamik, sondern auch die Wahl des Tempos.
Robert Wilson, der dem Zürcher Publikum neben seinen Regien zu Bartoks «Herzog Blaubarts Burg» und Strawinskis «Oediqus Rex» auch durch seine Inszenierung von Wagners «Lohengrin» bekannt ist, setzt den «Ring des Nibelungen» erstmalig in Szene. Die Langsamkeit der von Wilson gefunden Bewequngsablaufe unterstützt den epischen Zug der Wagnerschen Musikdramen. So wie die handelnden Figuren des «Ring» oftmals scheinbar Bekanntes erzählen und damit Gelegenheit geben, über die Ereignisse der Handlung erneut nachzudenken, so richtet Wilsons choreographischer Stil das Augenmerk auf Details: Blitzartige Reaktionen, die im Tempo des Alltags unbemerkt an einem vorubergehen, rücken durch ihre Verlangsamung in den Mittelpunkt des Geschehens. Eine Wendung des Kopfes, ein Zurückweichen, ein Blick, eine Geste werden in Wilsons Bewegungssprache gleichsam soziert. Wagners «Ring»-Mythologie erfahrt in Wilsons Deutung damit keine realistische oder gar historische Auslequng, sondern wird nach primären menschlichen Regungen befragt. Wilson wahrt damit zugleich das Geheimnisvolle und Unerklärbare des Mythos.
Frida Parmeggiani, die 1987 bereits die Kostüme zum Münchner «Ring» entworfen hat, arbeitet seit 15 Jahren mit Robert Wilson zusammen. Ihre Kostume fur den neuen Zurcher «Ring» sind weniger Kleidungsstücke als vielmehr «Skulpturen», die das Zeitlose des Mythos unterstreichen, ohne ins bewusst Archaische überzugehen. Bei der Arbeit an «Rheingold» ist ihr zunächst daran gelegen, die verschiedenen mythologischen Geschlechter der (Halb-) Gotter, Nibelungen, Rheinlöchter und Riesen deutlich voneinander abzusetzen. Verschiedene Silhouetten, Materialien, und Schnitte schaffen auf der Bühne so klar definierte «Gruppen», durch die die Funktionen der Rollen und ihre Beziehungen zu einander betont werden. Realistische Details wie beispielsweise die Schurze des Schmiedes Mime werden abstrakt überhöht und einer funktionsfreien Ästhetik zugeführt.
In Jukka Rasilainen, der in der Spielzeit 1985/86 Mitglied des Internationalen Opernstudios war und in den letzten Jahren international auf sich aufmerksam gemacht hat, steht dem Opernhaus Zürich in der Partie Wotans ein erfahrener Rollenvertreter zur Verfügung.
Als Göttergattin steht ihm in der Partie der Fricka Cornelia Kallisch zur Seite, die bereits als Judit in «Herzog Blaubarts Burg» mit Robert Wilson zusammengearbeitet hat. Durch Partien wie Brangäne in «Tristan und Isolde» und Kundry in «Parsifal» ist sie mit der Musik Wagners vertraut; als «Fricka» erarbeitet sie sich in Zürich eine neue Partie dieses Komponisten. In der Rolle ihrer Schwester Freia gibt auch Margaret Chalker eines der zahlreichen Rollendebüts des neuen Zürcher «Rings».
In Partien wie Lohengrin oder Walther von Stolzing gefeiert, debütiert Francisco Araiza als Loge, jener zwiespältigen Figur, die im «Rheingold» «stets das Gute will und das Böse schafft».
Die «Nachtseite» des « Rheingolds», die Welt der Nibelungen, bestreiten Rolf Haunstein, ebenfalls als Rollendebüt, und Volker Vogel in den Partien der «Nachtalben» Alberich und Mime. Weitere Rollendebüts geben Elizabeth Magnuson, Giedré Povilaityte und Irene Friedli als Rheintöchter, Andreas Macco und Pavel Daniluk in den Partien der beiden Riesen Fasolt und Fafner sowie Cheyne Davidson und Miroslav Christoff, die als Donner und Froh die Riege der Götter ergänzen. Die Partie der «Ur-Wala» Erda, der man in «Siegfried» wieder begegnen wird, singt Ursula Ferri ebenfalls zum ersten Mal.