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DIE INTERPRETEN ÜBER DIE OPER

© Magazin Opernhaus Zürich.
Testo pubblicato con il consenso scritto della direzione
della Dramaturgie che il curatore del sito ringrazia di cuore


Für Offenbach - so Nikolaus Harnoncourt war ein Stück erst bei der Uraufführung fertig, oder fast fertig wie im Falle der «Grande-Duchesse», denn er hat auch die Reaktionen auf eine Premiere noch mit berücksichtigt und unter Umständen nochmals Änderungen angebracht. Noch kurz vor der Uraufführung war eine den Gang der Handlung aufhaltende Gesangsnummer im dritten Akt der Schere zum Opfer gefallen, gravierendere Änderungen folgten nun. Das von Halévy monierte, langatmige zweite Aktfinale, in dem die Hochzeit von Wanda und Fritz mit einem grossen Chor und einem Couplet der Grossherzogin notariell vollzogen wird, wurde einschliesslich des abschliessenden «Carillon» kurzerhand eliminiert. Halévy: «Aber wie wrid men den Carillon los? Er beendete den zweiten Akt, er beendete ihn schlecht, aber... ein Akt braucht schliesslich ein Ende. Anfangs war uns die Sache unausführbar erschienen, nach zwei Stunden Überlegung hatten wir jedoch die Lösung: das Wiederauftreten der Grossherzogin nach dem Verschwörertrio und die Wiederholung des Trios als Quartett. Diese Änderung wurde bei der dritten Aufführung eingeführt. Welch eine Wirkung! Sie war stärker als die des ersten Aktes. Wir waren gerettet...« Auch die «Dolche und Schleifsteine» eine Parodie auf die «Schwerterweihe» aus Meyerbeers «Les Huguenots» - waren in der dritten Aufführung verschwunden und so trat «La Grande-Duchesse» ihren Siegeszug an.

Auch wenn die letztendliche Gültigkeit einer Werkgestalt bei Offenbach nicht mit absoluter Sicherheit zu ermitteln ist - bekanntlich lag ihm gerade der «Carillon» besonders am Herzen hat sich Nikolaus Harnoncourt für diese dritte Pariser Fassung als eigentliche Urfassung entschieden, die Offenbach auch dadurch legitimierte, dass «La Grande-Duchesse» in dieser Gestalt unter seiner Aufsicht gedruckt wurde. Nikolaus Harnoncourt: «Es gibt nicht viele Offenbach-Partituren, die er selbst wirklich ausgeschrieben hat, da sie quasi während der Arbeit entstanden sind. Ich habe eine so grosse Hochachtung vor ihm, dass ich ein von ihm vollendetes Werk, ähnlich wie bei Mozart, schon deshalb für grossartig halte, weil es von ihm ist. Es ist nicht leicht festzustellen, welches Stadium des Werkes er sich wirklich gewünscht hat. Man könnte sagen: die letzte Fassung ist die richtige, aber das ist nur eine Behauptung. Vielleicht hatte er gerade einen schlechten Bassgeiger gehabt und deshalb eine schwere Stelle vereinfacht. Die Frage, was Offenbach wirklich wollte, ist mit unserem heutigen Werkbegriff eigentlich nicht lösbar, denn Offenbach hat einen solchen Werkbegriff nicht gehabt. Wenn er nach Kämpfen mit den Pariser Behörden ein grösseres Theater bekommen hat, brachte er gleich wieder Änderungen an bestehenden Werken an. Und als seine Werke in Wien aufgeführt wurden, hat er wieder alles geändert, der neuen musikalischen Umgebung angepasst. Er hat das gesamte Orchester verändert, den Bläsersatz vervielfacht, wodurch der Klang ein vollkommen anderer wurde. Aber natürlich ist das kein Freibrief. Ich gehe da möglichst genau auf den Punkt. Und natürlich stellt sich immer die Frage nach der Aktualität eines Werkes für uns heute. La Grande-Duchesse bleibt aktuell, solange es aufgeblasene Militärs gibt, solange es eingebildete Menschen gibt, die sich auf Grund von irgendwelchen erworbenen Reichtümern gesellschaftlich etwas herausnehmen. Wir können das in jeder Berufssparte in jeder Zeit finden, wahrscheinlich geht das ewig weiter. La Grande-Duchesse de Gérolstein bleibt in ihrer Schärfe aktuell; man merkt sofort, wer da gemeint ist, zu jeder Zeit. Die Figuren haben damals ihre Namen und ihre Treffsicherheit gehabt, aber die Generäle Boum, die Prinzen Paul, die Wandas und die Grossherzoginnen, die gibt es immer. Wir können uns nicht zurücklehnen und sagen: Das war damals so und Gott sei Dank ist das jetzt anders. Ja, es war damals so, aber was das Stück so toll macht, ist, dass es heute noch genauso entlarvend ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Fachmann sofort sagt, der Soldat Fritz war damals der Herr Sowieso und mit dm Général Boum war der und der gemeint. Das ist eine sehr interessante Forschungsarbeit, das festzustellen. Nur sind wir ja nicht so interessiert an dem Herrn Général von Napoleon III., aber an Tommy Franks sind wir sehr wohl interessiert. Setzen Sieden Boum vor die Schalttafel mit den Atombomben, dann drückt er auch auf die Knöpfe. Denn es wird gemetzelt, auch von den genialen Kriegsleuten, und dafür ist der Boum ein sehr gutes Beispiel. Also: Alles in der Grande-Duchesse hat doppelte und mehrfache Böden.»

Jacques Offenbachs «La Grande-Duchesse» endet mit den Worten «Ainsi finit la comédie», die Regisseur Jürgen Flimm gleichsam als Motto seiner Inszenierung voranstellt. Denn nicht nur diese Operette findet damit ein Ende, sondern das Genre der Offenbachiade an sich. Weder La Perichole (1868) noch Les Brigands (1869) fanden grossen Widerhall beim damaligen Publikum, zumal nach der am 19. Juli 1870 erfolgten Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland die Carabinieri, die in «Les Brigands» zwar immer zu spät kommen, mit ihrem Stiefelgetrappel aber latent die Szene beherrschen, grausame Wirklichkeit wurden. Waren es in den vorangegangenen Offenbachiaden zumeist reale Persönlichkeiten, die Offenbach zu Operettenfiguren umgewandelt hatte, so wurden nun umgekehrt seine Gestalten gleichsam lebendig. Nur lachte jetzt keiner mehr über sie. Als gebürtiger Preusse wurde Offenbach von der französischen Presse heftig angegriffen; man warf ihm vor, immer ein überzeugter Preusse gewesen zu sein und zitierte seine 1848 in Köln vertonten patriotischen Kampflieder. Von deutscher Seite hagelte es nicht weniger Beschimpfungen; man erinnerte an sein 1862 für Napoleon geschriebenes Lied «Gott schütze den Kaiser» und bezeichnete ihn als Verräter an der deutschen Sache. Das Pariser Kulturministerium erliess ein Verbot gegen «La GrandeDuchesse de Gérolstein», man warf ihr «Wehrkraftzersetzung» vor.

Gérolstein - so Jürgen Flimm - ist ein klitzekleines Land auf dem grossen Kontinent der Operette: Die Grossherzogin regiert, die Armee marschiert, der Général füsiliert, der Hof intrigiert. Die Grossherzogin verliebt sich in den gemeinen Soldaten Fritz, der aber liebt seine Wanda, die von Général Boum begehrt wird; das führt zu Krieg und regen Staatsgeschäften. Fritz, bald Général von der Grossherzogin Gnaden, zieht in den Krieg, siegt mit schlauer Methode und kehrt als grosser Held zurück. Die Grossherzogin, wild entflammt, weist ihren ewigen Bräutigam Prinz Paul ab, will nur noch Fritz! Dieser allerdings ehelicht heimlich seine Wanda, was die Grossherzogin über die Massen erbost. Sie gesellt sich zu den finsteren, intriganten Hofschranzen wie Puck und Népomuk: Fritz muss sterben! Da kommt Baron Grog, der Emissär von Prinz Paul und bittet in dessen Namen um die Hand der Grossherzogin. Diese verliebt sich sofort in den feschen Diplomaten; Fritz wird verschont, aber seine Hochzeitsnacht wird zum Albtraum: Er muss wieder ins Feld, bezieht aber unverhofft schreckliche Prügel und wird unverzüglich degradiert und aus der Armee gestossen. Leider hat Baron Grog Frau und Kinder, also muss sich die schöne Grossherzogin mit Prinz Paul begnügen. Aber: «Wenn man nicht kriegt, was man liebt, muss man lieben, was man kriegt!» Et finit la comédie!

Krieg also als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln - ein jederzeit brisantes Thema, das zur Aktualisierung verleiten könnte. Das aber wäre gerade nicht im Sinne Offenbachs, dem sich Jürgen Flimm dank den gemeinsamen rheinischen Wurzeln verbunden fühlt, und auch in «La Grande-Duchesse» blitzen immer wieder musikalische Wendungen auf, die ihn stark an Kölner Weisen erinnern. Reiz und Witz der Offenbachiaden liegen für den Regisseur vielmehr darin, dass es dem Komponisten immer wieder gelungen ist, polemische Inhalte, die ihm seine Librettisten lieferten, so kunstvoll zu verpacken, dass ihnen nicht das gleiche Schicksal widerfuhr wie vielen moralisierenden Sprechstücken jener Zeit, die gar nicht erst die Zensur passierten. Dass auf der Folie seiner Musik, deren Wirkung er genauestens abzuschätzen wusste, alles erlaubt war, beinhaltet zugleich die Unmöglichkeit, provokative politische Anzüglichkeiten tatsächlich ins Bewusstsein der Zuhörer dringen zu lassen. Nur wenige erkannten, was wirklich gespielt wurde und wandten sich unter Vorschieben fadenscheiniger Gründe gegen diesen «öffentlichen Schädling, den man hinter dem Souffleurkasten erwürgen muss wie ein bösartiges Tier» (Emile Zola) oder sie machten guten Miene zum bösen Spiel, um sich - als von der Kritik Betroffene - keine Blösse zu geben. Und so steht auch in seiner Inszenierung die Freude am Spielwitz mit ironischen bis sarkastischen Untertönen im Mittelpunkt, die er mit Bühnenbildnerin
Annette Murschetz nicht im Gérolsteinschen Feldlager, sondern in einem anderen «Lager»-Raum angesiedelt hat. In einer Art Requisitenlager mit ausrangierten Möbeln, Puppen und sonstigen Gerätschaften entwickelt sich das Spiel, dessen Beteiligte erst von der Musik zum Leben erweckt werden und mit deren Ende auch wieder ausgedient haben.

Die aus München gebürtige Annette Murschetz, die nach ihrem Studium bei Erich Wonder u.a. am Schauspielhaus Bochum, der Oper Leipzig, der Oper Frankfurt, dem Wiener Burg- und Akademietheater und der Oper Amsterdam zusammen mit Jürgen Flimm, Alfred Kirchner und Andrea Breth arbeitete und 2003 mit dem Hein-Heckroth-Bühnenbild-Förderpreis ausgezeichnet wurde, rückt die Musik auch optisch ins Zentrum, indem der Bühnenraum sich rund um den Orchestergraben zieht. Grund genug für Kostümbildnerin Birgit Hutter, die Musikerlnnen in ihre Arbeit mit einzubeziehen. Die international gefragte Wienerin, die neben ihrer Theaterarbeit auch im Filmbereich tätig ist und zahlreiche Auszeichnungen erhielt (u.a. den Preis der österreichischen Filmemacher, das deutsche «Filmband in Gold», den Prix National Commercial aus Cannes und den «GrillparzerPreis») entwickelte ihre Kostüme zum grössten Teil aus der Probenarbeit heraus, reagierte auf die Persönlichkeit der Darsteller und die Erfordernisse des Spiels. Dem gleichsam improvisierten Charakter der Produktion entsprechend konnte sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen, für jede Figur etwas Spezielles kreieren, das unabhängig von Zeit- oder Ortsangaben deren Eigenheiten optisch verstärkt, denn Gérolstein so die Devise - ist oder kann überall sein.

Die Rolle der Titelheldin fällt der französische Mezzosopranistin
Marie-Ange Todorovitch zu, welche die Partie der Gande-Duchesse bereits mit sehr grossem Erfolg in Graz interpretiert hat und zum ersten Mal am Zürcher Opernhaus zu hören ist. Marie-Ange Todorovitch bezeichnet ihre Rolle als «croqueuse d'hommes», also als eine Frau, die an den Männern knabbert, sehr temperamentvoll, intelligent, aber auch etwas hysterisch und berechnend ihre Macht und die weiblichen Reize einzusetzen weiss. Einerseits verkörpert sie an der Spitze eines von intriganten Höflingen getragenen Machtapparates Tradition, Monarchenwillkür und Militaristenstumpfsinn, andererseits versucht sie, von einem unbändigen Liebes- und Lebenshunger getrieben, aus dieser Tradition auszubrechen, um fir eigenes, emanzipiertes Leben zu verfolgen. Sie ist sich vollkommen bewusst, dass sie durch ihren Status in absehbarer Zeit den Bund der Ehe einzugehen hat, versucht aber, diesen Zeitpunkt zum Ärger von Baron Puck und Prinz Pauls Vater möglichst weit hinauszuzögern. Die so gewonnene Zeit möchte sie in ihre Leidenschaft, der Eroberung hübscher Männer, investieren. Insofern ist Fritz, auch wenn sie sich in ihn verliebt, nichts weiter als ein weiteres Abenteuer. Und wenn sie sich nach Fritz' Heirat mit Wanda sogleich Grog zuwendet, so folgt sie ebenfalls nur ihrer Leidenschaft: Baron Grog aber ist ein geschickter Diplomat und macht sich ihre Zuneigung zunutze. Da sie am Ende doch so schnell und bereitwillig in die Ehe mit Prinz Paul einwilligt, zeigt, dass sie von vornherein mit diesem Ausgang gerechnet hat. Marie-Ange Todorovitch findet an der Musik und der Rolle grosse Freude. Sie verlangt von der Protagonistin gleichzeitig sehr viel Geschick und Können in Tanz, Diktion, Schauspiel und Gesang, wobei ihr die französische Muttersprache zugute kommt. Darüber hinaus empfindet sie Offenbachs Musik als äusserst erfrischend und vergleicht diese Offenbachiade mit einer «boule de champagne».

Objekt der grossherzoglichen Begierde ist der Soldat Fritz, der vom deutschen Tenor
Christoph Strehl interpretiert wird. Das Zürcher Publikum hatte zuletzt in «Die Meistersinger von Nürnberg» die Möglichkeit, diesen vielseitigen Sänger mit seinem Rollendebüt als David zu erleben. Der einfache Soldat Fritz, der durch die Liebe und Gunst der Grossherzogen bis zum Oberbefehlshaber ihrer Armee aufsteigt und ebenso schnell wieder zum einfachen Soldaten degradiert wird, bildet zusammen mit seiner Verlobten Wanda den Gegenpol zur Welt der Grande-Duchesse. Er und Wanda folgen ihrem eigenen Leben und verkörpern das, wonach sich die Grossherzogin sehnt. Als Antimilitarist pfeift er auf Autorität und setzt die Befehle von Général Boum nur widerwillig um. Bis zu jenem Tag, wo die Grossherzogin, um wieder einmal ein paar fesche Soldaten zu sehen, das Regiment inspiziert, sich prompt in Fritz verliebt und ihn zum Oberbefehlshaber ihrer Truppen befördert. Umso erheiternder wirkt dann die Tatsache, dass er als Antimilitarist das Gérolsteinsche Heer in den Krieg führen muss und diesen dann auch noch mit einer unkonventionellen Methode gewinnt, womit er wiederum die Tradition und die Hoffossilien Népomuc, Puck sowie den um sein Amt gebrachten Général Boum angreift. Kein Wunder also, dass man diesen Störenfried aus dem Weg räumen will und eine Intrige gegen ihn schmiedet, zu welcher sich dann unverhofft auch die Grande-Duchesse gesellt, nachdem sie von der Heirat von Fritz und Wanda erfahren hat. Doch am Ende kommt Fritz mit einem blauen Auge davon.

Als adäquate Antimilitaristin und souveräne Partnerin bei diesem gesellschaftlichen Aufund-Ab steht Fritz
Martina Janková als resolute Wanda zur Seite. Für Martina Janková liegt die Tessitura der Wanda sehr angenehm in der Kehle, sodass sie mit Freude dem Spiel auf der Bühne besonders viel Aufmerksamkeit widmen kann. Für sie ist die Figur der Wanda die Karikatur der Ehefrau schlechthin, deren Aufgabe darin besteht, ihren Ehemann zu verpflegen, ihm Kinder zu gebären und eine gute Hausfrau zu sein. Sie kämpft vehement um ihren Fritz, hält nicht viel von dessen Beförderung, sehnt sich einfach nach einem einfachen Leben und scheut sich nicht davor, der Grossherzogin Paroli zu bieten.

Carlos Chausson fühlt sich sichtlich wohl in Buffo-Rollen. Die Partie des Général Boum liege, so Carlos Chausson, zwar um einiges höher als diejenige des Kalchas, den er in La belle Hélène verkörperte, quantitativ jedoch sind die beiden Rollen ungefähr gleichwertig. Als aufgeblasener Général Boum hat er nun erneut die Möglichkeit, seine komödiantische Begabung auszuleben. Boum, der mit Vorliebe den Frauen seiner Soldaten nachstellt, gehört zusammen mit Puck, Népomuc und Prinz Paul zum maroden Hofstaat der Grande-Duchesse. Seine wuchtige Auftrittsarie karikiert treffend den angeberischen Charakter dieser Kriegsgurgel und lässt verstehen, wieso ihm der widerspenstige Soldat Fritz ein Dorn im Auge ist: erst recht als jener von der Grande-Duchesse befördert und er selbst degradiert wird. Zusammen mit Prinz Paul und Baron Puck versucht Boum den renitenten Fritz auszuschalten.

Unterstützung erfährt er dabei von
Deon van der Walt in der Rolle des Prinzen Paul, der seit langem um die Hand der Grande-Duchesse anhält, von ihr aber abgelehnt wird, weil sie andere Männer im Kopf hat. Für Deon van der Walt funktioniert diese Figur nicht, wenn man sie nur als ein naiver, blindäugig verliebter und belämmerter Aristokrat betrachtet. Die Komik von Prinz Paul stellt sich nur her, wenn man ihn als klugen Mann zeichnet, der genau weiss, dass sich die Grande-Duchesse noch ihre Hörner abzustossen hat. Deshalb wartet er geduldig ab und lässt sich einige ausgefallene Dinge einfallen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Da Prinz Paul - so Deon van der Walt - selbst etwas verrückt ist, hat er Verständnis für die Marotten der Grossherzogin und betrachtet die gemeinsame Beziehung als eine Art Rollenspiel. Und schliesslich befindet er sich ja in Gérolstein in einem fremden Land, in dem etwas schräge Sitten und Bräuche herrschen. An der Intrige nimmt er nur deshalb teil, weil er dem schönen Fritz einen Streich spielen möchte. Seine Geduld wird schliesslich belohnt und den Staatsinteressen Genüge getan.

Bei seinem Vorhaben, endlich die Grossherzogin heiraten zu können, steht dem Prinzen der Botschafter seines Vaters - Baron Grog in der Person von
Volker Vogel - tatkräftig zur Seite.
Als geschickter Diplomat macht sich Grog die Schwäche der Grossherzogin für hübsche Männer zunutzen und bezirzt die Herrscherin höchstpersönlich während der Hochzeitsverhandlung für den Prinzen. Nachdem sie von der heimlichen Hochzeit von Fritz und Wanda erfahren hat, ist sie sowieso empfänglich für eine Ablenkung und stimmt der Heirat mit dem Prinzen Paul zu, natürlich mit dem Hintergedanken, so besser an Baron Grog heranzukommen. Als berechnender Stratege geht Grog zum Schein auf sie ein, verschweigt allerdings die Tatsache, dass er bereits eine Frau und mehrere Kinder hat.

Der Dritte im Bunde der Verschwörer-Trias ist Baron Puck, der als Erzieher und wichtiger Ratgeber der Grossherzogin mit dem Aufstieg von Fritz um seine Macht fürchtet. Er hat die saloppe Herrscherin dazu erzogen, sich alles zu nehmen, was sie begehrt. Nachdem sein Plan, sie mit einem ihm genehmen Prinzen zu verheiraten vorerst fehlgeschlagen ist, erklärt er einen Krieg, um sie von Gedanken abzulenken, die sich für ihn nachteilig auswirken könnten. Interpret dieser Figur ist
Andreas Winkler, der sich sehr gerne im Operettenfach bewegt und den offenbachschen Stil als eine neue Herausforderung ansieht. Wichtig für ihn ist es, die intendierte Komik herzustellen, ohne dabei in Klamauk abzugleiten. War die Figur des Puck in der Grazer Produktion als dicker Brite angelegt, so ist sie während der Zürcher Probenarbeit mit dem agilen Spieltenor zum intriganten Mafioso geworden, der seine Macht wiederzuerlangen versucht. Für ihn, so Andreas Winkler, sei es sehr spannend, diesen Charakter glaubhaft in Gestik und Mimik durchzuziehen.

Ganz im Sinne der Verschwörer agiert schliesslich auch Népomuc, eine Art Faktotum, der von
Rudolf A. Hartmann in dieser Produktion verkörpert wird. Als Nutzniesser der Machtverhältnisse in Gérolstein ist auch er daran interessiert, den Günstling seiner Herrscherin schnellsten wieder loszuwerden.