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«Die Freunde sind unsere Lobby in der Öffentlichkeit»

Heinz Spoerli über 20 Jahre
Freunde des Zürcher Balletts



I Testi de MAGAZIN OPERNHAUS ZÜRICH sono pubblicati con il consenso scritto della Direzione della Dramaturgie del Teatro che il curatore del sito ringrazia di cuore.

Peter Révai: Was bedeutet für Sie diese Fördergesellschaft?
Heinz Spoerli: Als ich 1996 ans Zürcher Opernhaus kam, fand ich es aufregend, eine meiner alten Ideen - allerdings in einer verselbständigten Form - wieder angetroffen zu haben. Ihren Anfang nahm sie in Basel in Form der Ballettgilde, ein Forum für Tanzfreunde. Die Gilde fand rasch Nachahmer in Luzern, Genf und Bern und schliesslich vor 20 Jahren auch in Zürich mit den Freunden des Zürcher Balletts.
Was sind die besonderen Qualitäten der Freunde des Zürcher Balletts?
Die Beziehung zwischen den «Freunden» und der Kompanie ist keine Einbahnstrasse, sondern eine enge wechseiseitige Beziehung, die Freunde stellen eine erweiterte Kontaktmöglichkeit zu unserem Publikum dar. Unsere Beziehungen erschöpfen sich nicht nur in gemeinsamen Veranstaltungen am Anfang und am Ende einer Saison, diversen Tourneereisen wie etwa nach Moskau oder Japan, die von den Freunden gefördert und begleitet werden, und Premièrenfeiern, an denen wir gemeinsam unsere Erfolge teilen.
Besonders wertvoll erweist sich das aktive Engagement der «Freunde» bei der Betreuung der jungen Tänzerinnen und Tänzer. Die Mitglieder unserer Kompanie stammen aus 20 verschiedenen Ländern und sind oft auf direkte Hilfe der «Freunde» angewiesen, um sich in einer ihnen oft völlig fremden Umgebung wie Zürich zurechtzufinden. Kein Wunder sind im Laufe der Zeitviele «Freunde» wichtige Bezugspersonen für die Mitglieder der Kompanie geworden.
Dank der Tatkraft der Ballettenthusiasten werden nicht nur Wohnungen gesucht und gefunden und Bürgschaften geleistet, sondern auch gemeinsam der Bürokratie zu Leibe gerückt, wenn es etwa gilt, amtliche Briefe zu beantworten oder Aufenthaltsgenehmigungen zu verlängern.
Wie profitieren die Freunde vom Zürcher Ballett?
Durch den Blick hinter die Kulissen an Proben und Tournéen sind oft spezielle Beziehungen mit speziellen Erfahrungen entstanden, die vielen die Augen für den Tanz erst richtig geöffnet haben und sie erkennen lassen, wieviel ernste und grosse Arbeit hinter einer Produktion steckt.
Was schätzen Sie an den «Freunden»?
Die Gesellschaft hat viele Facetten. Klar, die finanzielle Unterstützung von Produktionen und Tournéen ist für uns sehr wichtig. Der Tanz am Opernhaus ist aber auch auf eine aktive Lobby angewiesen, die einen Ausgleich zu den Freunden des Opernhauses schafft. Der Tanz als kleinere Sparte am Opernhaus ist auf ein Sprachrohr, wie es die Ballettfreunde darstellen, dringend angewiesen. Die «Freunde» tragen gleichsam als Multiplikatoren dazu bei, dass unsere Erfolge ernst genommen werden. Sie als Unterstützer und Förderer sind unsere Botschafter in der Stadt, in der Schweiz und im Ausland.
Was wünschen Sie der Gesellschaft für die nächsten 20 Jahren?
Was für unsere Sponsoren und für meine Kompanie gilt, soll auch seine Berechtigung für die Freunde des Zürcher Balletts haben: «Excellence is the only answer». Das Ballett braucht noch mehr Lobbyisten und Öffentlichkeit. Dazu braucht es weiterhin eine junge, agile und dynamische Gemeinschaft wie die Freunde des Zürcher Balletts. Ich wünsche viel Glück.

Interview: Peter Révai
MAGAZIN OPERNHAUS ZÜRICH
© Opernhaus Zürich