CIAJKOVSKIJ WEBSITE

TCHAIKOVSKY WEBSITE
______________________________________________________________________________
 

GERMANS FIGUR

 

Dass diese äusserst ungewöhnliche Figur als eine der schwersten für Tenöre gilt, liegt an den extremen musikalischen Anforderungen - die erste und die letzte Arie liegen sehr hoch, andere Szenen brauchen heldische Kraft, dann wieder das feinste Piano und lyrischen Ausdruck. Emotional ist sie sehr anstrengend, kräftemässig ebenfalls, steht doch German in jeder Szene auf der Bühe. German muss aber auch gespielt werden. Die verschiedenen Zustände, die Besessenheit, die Hingabe, die Exaltation, die Liebe, aber auch der Hass müssen auf der BüUne eine das Gesangliche deckende Entsprechung finden, auch wenn man natürlich wenige dieser Situationen selber schon erlebt hat. Man ist immer in Bewegung - ganz im Gegensatz zu manchen Helden Wagners, Verdis oder Puccinis.
German steht als Pol zwischen den beiden Frauen: der Gräfin, die er hasst, weil sie Lisa mit Jeletzki verheiraten will, und von der er sich angezogen fühlt, weil sie das Geheimnis kennt, dass sein Leben verändern könnte, sodann Lisa, die er abgöttisch verehrt und aufrichtig liebt, auch wenn ihn das Spiel mit den Karten letztendlich mehr anzieht.
Viele Facetten der Darstellung dieser Partie kristallisieren sich erst im Laufe der Probenarbeit, im Gespräch zwischen Dirigent, Regisseur und Sänger heraus: die letzte Arie zum Beispiel - «Was ist unser Leben? - ein Spiel!» -, die er singt, nachhem die zweite Karte gewonnen hat, kann in verschiedenster Weise interpretiert werden: nachdenklich-traurig, voller Hohn und Lebensverachtung oder, in entgegengesetzter Weise, mit überschäumender Begeisterung, der Erkenntnis, dass nun sein Leben beginnt, er endlich den Tomskis, Jelezkis und Surins gleich wird und ihm der Weg zur Verwirklichung seiner Träume offensteht.
© Magazin Opernhaus Zürich. Testo pubblicato con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie.