|
 |
 |
|
 |





|
 |
 |

Giuseppe Sinopoli
Ein Leben für die Musik
|
 |
|
|
Giuseppe
Sinopoli - ein Leben für die Musik
Der italienische Dirigent Giuseppe Sinopoli ist tot.
Der 54jährige war am Freitagabend während einer
Aufführung an der Deutschen Oper an Herzversagen
gestorben. Sinopoli war noch im Orchestergraben von
Notärzten versorgt worden, doch auch bei seiner
sofortigen Behandlung im Herzzentrum nicht mehr
aufgewacht.
Am Samstag legten Musikfreunde Blumensträuße an der
Dresdner Semperoper nieder, an der Sinopoli langjähriger
Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden war.
Sinopoli galt als der Intellektuelle am Pult. Sein
Wuschelkopf und seine Nickelbrille waren unverwechselbar.
Er war der Bildungsbürger, der Alleskönner.
Der 1946 in Venedig geborene Giuseppe Sinopoli
studierte zunächst Medizin und spezialisierte sich in
Padua auf Psychiatrie. Gleichzeitig studierte er Orgel am
Konservatorium seiner Heimatstadt. Schon früh schlug er
kulturelle Brücken nach Deutschland, indem er 1968 in
Darmstadt, dem Zentrum für zeitgenössische Musik, bei
Karl-Heinz Stockhausen und Györgi Ligeti
Kompositionskurse belegte. Seine Oper „Lou Salome“
wurde in München uraufgeführt. Nach dem Debüt als
Dirigent der "Aida" 1976 in Venedig
gelang ihm der internationale Durchbruch 1980 mit einer
aufsehenerregenden Aufführung von Verdis Frühwerk "Macbeth".
Seine Weltkarriere als Dirigent leistete er mit
kulinarischem Repertoire, mit Wagner und Mahler, mit Verdi
und Puccini. Er war ein Einzelgänger, der als Kopfmensch
beargwöhnt und als Ausnahmekünstler bewundert wurde.
„Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: er war
unglaublich großzügig und warmherzig. Er war in
einzigartiger, wunderbarer Mensch, mit all seinem
medizinischen Wissen und seiner Neugierde an geologischen
Themen, mit seinem intellektuellen Fundus. Und er hat
interessante Gedanken und interessante Konzepte in die
Musik eingebracht.“ (Kent Nagano/ Chefdirigent
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin)
„Ich glaube, er war einer, der sehr viel
nachgedacht hat, bevor er angefangen hat zu arbeiten und
das hat man seiner Arbeit sicher auch angemerkt.“
(Franz Xaver Ohnesorg/ designierter Intendant Berliner
Philharmoniker)
|
|
|
Für den
international anerkannten Musiker wurde Italien bald zu
eng: Seit 1985 dirigierte er regelmäßig in Bayreuth. In
Dresden, wo er seit 1992 die Staatskapelle leitete, sollte
er ab 2003 als Generalmusikdirektor fungieren.
In Berlin hat seine Dirigentenkarriere begonnen. In
Dresden hat er der Sächsischen Staatskapelle wieder zu
internationalem Ansehen verholfen. Sinopoli verströmte
Sympathien, aber auch Antipathien. Ein schmerzliches
Missverständnis, wie er meinte.
„Ich bin ein gebildeter Mensch, nicht ein
Intellektueller. Aber ich bin kein kalter Mensch. Das ist
nur so eine kleine Rache der Journalisten und von manchen
neidischen Menschen, die da versuchen, das kleiner zu
machen, was eigentlich anders ist.“ (Giuseppe
Sinopoli, 1995)
„Er war ein Mann des Südens, der im Norditalien
aufgewachsen ist. Er hatte also gemischte Wurzeln, und die
brachten eine gewisse unterschwellige Arroganz mit sich.
Vielleicht, weil er immer das Gefühl hatte, als
Außenseiter betrachtetet zu werden. Er war ein Mann, der
das Scheinwerferlicht suchte. Aber ich glaube, er hatte
das Recht dazu.“ (Ruggero Raimondi/ Opernsänger)
Sinopoli war vernarrt in die Natur und von faustischem
Wissensdrang. Wann immer er Zeit hatte, tauchte er ein in
Vor- und Frühgeschichte. Ein Spurensucher. Erst vor
wenigen Monaten beendete der Spezialist für Giuseppe
Verdi und Richard Strauss, für Gustav Mahler und Alban
Berg das Studium der Archäologie. Seine vielfältigen
Interessen ließen ihn sogar die Zeit finden, das
staatliche Orchester von Venezuela mit Kindern aus den
Favelas auszubilden.
„Er war ein sehr umfassend gebildeter Mensch. Er
hat eine große Liebe zur Archäologie und er hatte eine
wunderbare Vasensammlung. Er hing unheimlich an seiner
Vasensammlung und er wollte sie mir immer zeigen. Aber
dazu kam es nun leider nicht mehr.“ (Franz Xaver
Ohnesorg/ designierter Intendant Berliner Philharmoniker)
„Ich möchte sagen: in unserer Welt der Musik
brauchen wir große Persönlichkeiten. Und ich glaube, wir
haben gerade einen solchen Menschen verloren.“ (Kent
Nagano/ Chefdirigent Deutsches Symphonie-Orchester Berlin)
|
|
|
Der Tod von
Giuseppe Sinopoli stürzt den deutschen Musikbetrieb in
eine Krise. In Bayreuth sollte er den Ring dirigieren. In
Dresden hatte man ihn gerade bis 2007 engagiert. Nach der
Aufführung des gesamten Wagnerschen Rings in Bayreuth im
vergangenen Jahr wollte er nun die Kontakte zu den Wiener
Philharmonikern intensivieren. An der Mailänder Scala
hätte er im Juni Giacomo Puccinis "Turandot"
dirigieren sollen. Den Taktstock noch in der Hand, hat ihn
mit 54 Jahren der Tod erfasst. Sinopoli wird in Rom
beigesetzt.
Buchtipps:
Sinopoli, Giuseppe:
Parsifal in Venedig.
Claassen, Hildesheim, 2001.
ISBN: 3546002520
DM 36,00
Meisterwerke griechischer Keramik aus der Sammlung
Giuseppe Sinopoli.
v. Zabern, Mainz; 2000.
ISBN: 3805327285
DM 29,80
CD - Tipps:
Bizet, Gesamtaufnahme
(Aufnahme Germering, Dezember 1995) [BOX SET], Dirigent
Giuseppe Sinopoli
Audio CD: (CD Anzahl: 3)
Label: Teldec (TIS/Warner Vertrieb), 1996
ASIN: B000000S8P
DM 100,99
Stabat Mater
Audio CD: (CD Anzahl: 2), Dirigent Giuseppe Sinopoli
Erscheinungsdatum: 12. März 2001
Label: Deutsche G (Universal Vertrieb)
ASIN: B00005A83D
DM 32,99
|
|
|
|