WOLFGANG BRENDEL

 

«So fliesst die helle stille Donau mir beim Haus vorbei, und hat mir dich gebracht!» Da sind zwei Seelen - Mandryka und Arabella-diezueinandergehören, sich übereine Distanz von tausend Kilometern spüren und sich magnetisch anziehen. So beschreibt Wolfgang Brendel das Marchen «Arabella». Mandryka, den er bereits in München, Wien, Houston und an der Met gesungen hat (von dort existiert eine Liveaufnahme unter Thielemann), sieht er als einen im besten Sinne glaubigen und konservativen Menschen. Im Gegensatz etwa zu den drei oberflächlichen, innerlich leeren Verehrern Arabellas - «Wiener Hohleier» - nimmt Mandryka das Leben nicht so leicht, er hat mehr Substanz, einen «guten Kern» und dadurch auch mehr Energie: Eine treibende Kraft steckt in ihm, alles was lebt, ist sein Gebiet unctweckt sein Interesse.
Sein Dasein wurzelt in festen Werten und Traditionen, aber nur insofern, als sie AusUruck des gelebten, lebendigen Lebens sind. So erzählt er Arabella vom schönen Verlodungsbrauch aus seiner Heimat: «...du musstest mir zum Brunnen gehn hinter deines Vaters Haus und klares Wasser schöpfen einen Becher voll und mir ihn reichen vor der Schwelle, dass ich dein Verlobter bin vor Gott und vor den Menschen...». Mandryka hat sich bis jetzt nie in Frage stellen mussen, bisher hat in seinem Leben alles mehr oder weniger funktioniert, bis zu jenem schrecklichen VerJacht, dassArabella untreu sein konnte. In diesem Augenblick bricht seine Welt zusammen, sein Konzept der göttlichen Fügung wird zerstört, sein Lebensfaden abgeschnitten. Er hat aufgehört zu glauben - an das Schicksal und an Arabella. Genau dies ist für Wolfgang Brendel Mandrykas grosser Fehler, durch den er seine eben erst Gewonnene beinahe wieder verliert. Rosige Voraussetzungen für einen Eintritt ins Eheleben sind somit nicht unbedingt gegeben, aber wer weiss schon, wie es nach dem Ende der (Opern)-Geschichte weitergehen könnte?
© Opernhaus Zürich. Pubblicato con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie.