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Marianne Glittenberg

 

Mit ihren Kostümen zu «Lulu» betont Marianne Glittenberg die Gegenwelten, die sich in dieser Oper auftun. Auf der einen Seite die von ihrer bürgerlichen Doppelmoral bestimmte Männergeselschaft, auf der anderen die von einer natur haften Ursprünglichkeit geprägte Titelfigur, deren Wesen so vielgestaltig changiert wie die Vorstellungen, die in sie hineinprojiziert werden.
Einem Grossteil der Wedekindschen Figuren ordnete Berg statt Namen Typen zu - aus Eduard Schwarz wurde der Maler, aus Rodrigo Quast der Athlet usw. -, verlieh ihnen mithin einerseits grössere Allgemeingültigkeit, andererseits entindividualisierte er sie. Diese Idee greift Marianne Glittenberg auf, indem sie für das männliche Personal eine auf den ersten Blick uniforme Kleidung entwarf, die aber in vielen Details Rückschlusse auf den Trager ziehen lässt.
Lulu dagegen wird kostümiert: Entsprechend den jeweiligen Vorstellungen, die ihre wechselnden Partner in sie hineinprojizieren, ändert sich - ebenso wie ihr Name - das äussere Erscheinungsbild. Ob die Vereinnahmung durch den Zeitungsmagnaten Dr. Schön, ob die Träume des Malers von einer paradiesischen Eva oder die Tänzerin in der Komposition Alwas - all das ist Lulus Kostümen eingeschrieben und wird von ihr lustvoll ausgestellt.
© Magazin Opernhaus Zürich. Testo pubblicato con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie.